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Otovo CEO: „Europa hat für das nächste Jahrzehnt bessere Chancen als die Leute denken“

Otovo CEO: „Europa hat für das nächste Jahrzehnt bessere Chancen als die Leute denken“
Otovo-CEO Andreas Thorsheim. © Otovo
Otovo-CEO Andreas Thorsheim. © Otovo

Er hat die Achterbahn schon geritten: 2021 brachte Andreas Thorsheim das Solarenergie-Scale-up an die Osloer Börse, konnte im Hype-Jahr 2022 die Aktie durch die Decke gehen sehen – nur um dann 2024 die große Ernüchterung zu erleben. Resultat: Otovo musste im September 2024 fast 50% der Belegschaft kündigen und sich neu strukturieren (Trending Topics berichtete).

Trotzdem ist Thorsheim einer, der auch nach Trumps Wahlsieg positiv in die Zukunft blickt. Muss er auch, immerhin muss er sein Unternehmen, dessen Börsenkurs 95 Prozent an Wert verloren hat, nachhaltiger aufstellen. Gewinnen könne man den Markt den etwa auch Enpal, 1Komma5° oder neoom bearbeiten, nur, wenn man Kunden drei Dinge anbieten kann: Energiesysteme, die Ihre Stromrechnung wirklich senken, Ausrüstung die nicht kaputt geht, und sich deckende Interessen zwischen Dienstleister und Hausbesitzer.“

Bei Geschäftsmodell der PV-Scale-ups hätte sich das Leasing durchgesetzt. „Das Leasing-Modell ist überlegen – als Verbraucher zahlen Sie nicht 10.000 Euro am ersten Tag, sondern 70 Euro pro Monat“, sagt Thorsheim. Das biete den Unternehmen schließlich auch den wichtigen Monthly Recurring Revenue (MRR) anstelle von Einmalzahlungen. „Es geht in Richtung wiederkehrender Beziehungen und Geschäftsmodelle, entweder durch Energiedienstleistungen oder durch Finanzierung.“

Giftige Mischung führte zum Hype

Der Hype, dessen Opfer Otovo wurde, sei letztendlich durch eine giftige Mischung aus COVID-Panedmie, Ukrainekrieg mitsamt Energiekrise und dem Handelskrieg der USA gegen China ausgelöst worden. Chinesische Hersteller hätten auf Hochtouren produziert, aber dann gab es Rückstau durch Lieferkettenprobleme; dann plötzlich Handelsprobleme in Richtung USA nebst riesiger Nachfrage in Europa – die Preise sanken drastisch, die Konsumenten griffen zu. Dann die Übersättigung des Marktes, mitsamt den Folgen, die auch bei Otovo einschlugen.

Wie werden sich aber die Preise künftig entwickeln? „Wir erreichen eine Ära der Unvorhersehbarkeit“, sagt Thorsheim. Es seien Szenarien möglich, in denen PV, Batterien und Co weiter immer günstiger werden, als auch das Gegenteil. „Die chinesische Überproduktion ist jetzt extrem günstig, weil sie vom US-Markt ausgeschlossen sind. 2025 könnte es keine Importe aus China mehr geben, dann werden die Preise sehr anders sein.“

Wie geht es nun unter Trump weiter mit GreenTech, droht die Stagnation der Erneuerbaren Energien zugunsten von Öl und Gas? „Politiker kommen und gehen. Aber wenn man sich die Trends seit 2000 anschaut, gibt es fast jedes Jahr neue Rekorde bei Solar, Batterie, Wärmepumpen und Windkraft. Der Trend ist sehr, sehr eindeutig. Und wir sollten uns nicht darüber täuschen, dass zumindest in Europa Wind- und Solarenergie die fossilen Brennstoffe auffressen. In Großbritannien ist Kohle in diesem Jahr zum ersten Mal seit 150 Jahren von der Landkarte verschwunden. Jedes Land in Europa hat seinen Höhepunkt bei der Kohleverstromung so gut wie erreicht, und die Kohle wird vernichtet. Als nächstes kommt Gas.“

„Es gibt eine positivere Sicht auf Europa“

Dass nun düstere Szenarien über der ohnehin angeschlagenen europäischen Wirtschaft schweben, will Thorsheim nicht isoliert sehen. „Europa hat für das nächste Jahrzehnt bessere Chancen als die Leute denken“, sagt der norwegische Unternehmer. Es gibt eine positivere Sicht auf Europa, wenn man sich zwei wichtige Trends ansieht, die kommen werden: künstliche Intelligenz und billiger Strom.“ In Europa sei der Strom für die Produktion teurer ist als im Rest der Welt, der weitere Ausbau der erneuerbaren würde das ändern können.

Und: AI sei ein Effizienzinstrument, das Sprachbarrieren überwinden könne, und ineffizienten etablierten Unternehmen hilft. „Wovon gibt es in Europa jede Menge? Sprachbarrieren und ineffiziente etablierte Unternehmen.“ Unternehmer zu sein, würde bedeuten, die Chancen zu sehen, und nicht die Hürden.

Damit alleine sei es aber nicht getan. „Europa sollte das Unternehmertum ernster nehmen, anstatt sich nur um Besteuerung und Regeln zu kümmern. Ermutigt die Unternehmer, unterstützt die neue Stromerzeugung und unterstützt die KI. All diese Dinge machen Europa ein bisschen gleichwertiger mit den USA.“

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