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"Sie tanzt im Prozess des Malens"

"Sie tanzt im Prozess des Malens"
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Datum
12.11.2024

Debatte

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Berliner Kulturszene kämpft gegen Kürzungen, Architektur-Bashing trendet und die Malerin Jadé Fadojutimi im "New Yorker"-Porträt: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Debatte

Berlins Kultursenator Joe Chialo von der CDU könnte nach den Neuwahlen zum Bundestag in das Amt des Staatsministers für Kultur und Medien wechseln. "Er verhält sich erstaunlich ruhig in diesen Tagen und Wochen", stellt Rüdiger Schaper im "Tagesspiegel" fest. "Eine weitere berechtigte Sorge der Berliner Kulturszene: Setzt sich ihr Senator überhaupt noch für sie ein, wie es die außergewöhnliche Lage verlangt? Oder ist er im Kopf bereits anderswo?" Die Kultureinrichtungen fürchten Einschnitte in nie dagewesener Höhe. Bis zu zehn Prozent weniger könnten es sein, und das Jahr für Jahr. "Sollte es so kommen, würde es die Stadt verändern und beschädigen", kommentiert Schaper. "Auf dem Spiel steht nicht nur Berlins Ansehen, sondern auch seine gewachsene Bedeutung und Einzigartigkeit."

Porträt

Rebecca Mead stellt im "New Yorker" die britische Malerin Jadé Fadojutimi vor: "Fadojutimi arbeitet schnell. Einige ihrer Werke werden in einer einzigen Sitzung von ein paar Stunden fertiggestellt (sie nennt diese 'One-Hit-Paintings'); andere werden später wieder aufgegriffen, sodass eine Farbschicht von einer anderen überdeckt wird, wie ein Gitterwerk. Manchmal schlägt sie eines ihrer vielen Notizbücher auf, die mit lebhaften Öl-Pastell-Zeichnungen gefüllt sind, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wie sie Farbe oder Form auf einer großen Leinwand einsetzen könnte. Aber ihre Bilder sind nicht vorgezeichnet oder gar im Voraus erdacht. Normalerweise beginnt sie abends mit der Arbeit und malt oft die ganze Nacht hindurch, begleitet von schwungvollen Tanzliedern und mitreißenden orchestralen Soundtracks aus Anime-Filmen. Diese Rhythmen hinterlassen ihre Spuren in ihrem Werk, wobei ein Farbausbruch den Abdruck eines Beat-Drops trägt. 'Es ist eine Art Oper', sagte mir Millicent Wilner, Senior Director bei Gagosian, einer der Galerien, die Fadojutimi vertreten. 'Sie tanzt im Prozess des Malens. Sie boxt sozusagen. Es ist irgendwo zwischen einem Kampf und einem Ballett.'"

Architektur

"Das große Architektur-Bashing" diagnostiziert die "Welt" anlässlich der jüngsten Bauhaus-Schelte der AfD in Sachsen-Anhalt. Dazu gibt Dankwart Guratzsch einen ausführlichen Überblick, wie die Geschichte des Bauens im 19. und 20. Jahrhundert immer wieder ideologisch instrumentalisiert wurde und sowohl die rationale Moderne als auch der Historismus bis heute von verschiedenen Seiten angefeindet werden. Letztlich kommt der Autor zu dem Schluss, dass eine bestimmte Art zu Bauen nicht per se politischen Strömungen dient. "Architektur kann sich niemals auf politische Positionen einengen lassen, wie Beispiele aus allen Jahrhunderten beweisen. Gebäude und Baustile, die eben noch der Verherrlichung eines Massenmörders und rücksichtslosen Potentaten dienten, bequemen sich morgen schon seinem Nachfolger und ärgsten Widersacher zur gefälligen Weiternutzung an. Wäre es anders, wäre die Welt unendlich ärmer an Baudenkmalen und Welterbestätten, die wir heute als außerordentliche Leistungen des menschlichen Geistes bewundern."

Design

Peter Richter denkt in der "SZ" anlässlich einer kleinen Berliner Off-Ausstellung über Textildesign von Sitzen im öffentlichen Nahverkehr nach und berichtet von dem "Multifachmann" Tom Gräbe aus Aschersleben, "der sich bei vielen Überlandfahrten in Sachsen-Anhalt tief in das Thema einarbeiten konnte": "Er referierte zunächst über die Eigenschaften von Moquette-Stoffen in Bezug auf Haltbarkeit und Brandschutz, dann über die Funktion der Muster, Schmutz und Abnutzung zu kaschieren. Dazu zählten natürlich in erster Linie Graffiti, denen im Gewirr der Formen und Farben von vornherein nichts hinzufügen bleibt. (Im Grunde ist das klassischer Abwehrzauber wie bei mittelalterlichen Kirchen, wo besonders furchterregende Teufelsfratzen an der Fassade tatsächliche Teufel abschrecken sollten.)"

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