Kiew und Moskau haben am Sonntag gegenseitige Angriffe in der Nacht vermeldet. Das ukrainische Militär zerstörte nach eigenen Angaben dabei 52 russische Drohnen. In der westrussischen Region Orjol geriet nach einem ukrainischen Drohnenangriff ein Tanklager in Brand. Der Generalsekretär im Wiener Außenministerium (BMEIA), Nikolaus Marschik, erörterte unterdessen laut Ukrinform im Kiewer Präsidialamt eine mögliche Ausweitung der österreichischen Unterstützung für die Ukraine.
Wie die ukrainische Nachrichtenagentur am Samstagabend unter Berufung auf den Pressedienst des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj meldete, traf Marschik den stellvertretenden Leiter des Präsidialamts, Ihor Schowka. Dieser dankte Österreich für die humanitäre und finanzielle Hilfe, die der Ukraine geleistet werde, und dafür, dass es ukrainischen Bürgern vorübergehend Schutz gewähre.
Zudem sei als Fortsetzung des Gesprächs von Selenskyj anlässlich der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre Dame mit Bundeskanzler Karl Nehammer Anfang Dezember in Paris die weitere Unterstützung bei der humanitären Minenräumung und die Beteiligung österreichischer Unternehmen an Wiederaufbauprojekten besprochen worden, hieß es.
Marschik habe der Ukraine weitere Unterstützung zugesagt und die Bereitschaft bekundet, die Ukraine bei den EU-Beitrittsverhandlungen rasch voranzubringen. Schowka lobte die Entscheidung des OMV-Konzerns, seinen Vertrag mit Gazprom über die Lieferung von russischem Gas nach Österreich zu kündigen. „Dies ein wichtiger Beitrag zur Unabhängigkeit Europas von russischen Energieträgern“, betonte er laut Ukrinform.
Zu den nächtlichen Attacken ließ das ukrainische Militär auf Telegram wissen, insgesamt hätten die russischen Streitkräfte 103 Drohnen auf Ziele in der Ukraine gestartet. Eine Drohne habe den ukrainischen Luftraum in Richtung Belarus verlassen, 44 Drohnen habe es aus den Augen verloren, so das ukrainische Militär.
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Zum Brand in der westrussischen Region Orjol wiederum schrieb Gouverneur Andrej Klytschkow auf Telegram: „Dank der schnellen Reaktion ist es zum Glück gelungen, Folgen des Angriffs zu verhindern – der Brand wurde schnell lokalisiert und ist inzwischen völlig gelöscht“. Opfer und schwere Schäden gebe es nicht, versicherte er.
Laut Klytschkow hat die russische Flugabwehr rund 20 Drohnen abgeschossen, die vornehmlich auf Objekte der Treibstoff- und Energieversorgung zielten. Russlands Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von insgesamt 42 Drohnen in den Gebieten Orjol, Rostow, Brjansk, Kursk und Krasnodar. Die Gouverneure von Rostow und Brjansk teilten mit, bei den jüngsten Drohnenangriffen habe es weder Opfer noch Schäden gegeben.
Das Tanklager nahe der Ortschaft Stalnoi Kon wurde bereits vor einer Woche attackiert. Kiews Militär begründete den Angriff damit, dass die Reservoirs der Versorgung der russischen Armee dienen. Das Lager versorgt aber auch die Ölleitung Druschba nach Europa.
Die russischen Streitkräfte brachten zudem nach Angaben der Regierung in Moskau erneut zwei Ortschaften im Osten der Ukraine unter ihre Kontrolle. Die Dörfer Losowa in der Region Charkiw und Sonziwka in Donezk seien eingenommen worden, melden staatliche russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht. Die russischen Streitkräfte rücken jedoch seit geraumer Zeit stetig im Osten der Ukraine vor.
Unterdessen schloss der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius nicht aus, dass Russland in wenigen Jahren NATO-Territorium angreifen könnte. „Wenn wir die Bedrohung ignorieren, weil sie uns Unbehagen bereitet, wird sie nicht kleiner, sondern größer“, sagt er den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorausbericht. Mit einem militärischen Angriff Russlands auf die NATO sei aktuell nicht zu rechnen. Putin habe aber konsequent auf Kriegswirtschaft umgestellt.
Russland produziere in wenigen Monaten mehr Waffen und Munition als alle Länder der Europäischen Union zusammen in einem Jahr. „Ab 2029 oder 2030 könnte Putin so aufgerüstet haben, dass Russland zu einem Angriff auf die NATO in der Lage wäre.“ Der Minister warnte: „Wir müssen auch damit rechnen, dass Putin in den nächsten Jahren durch einen Vorstoß an der ein oder anderen Stelle des Bündnisgebiets testen könnte, wie geschlossen die NATO wirklich ist.“