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Tether: Das Krypto-Geschäftsmodell, das 10 Milliarden Dollar Gewinn abwirft

Tether: Das Krypto-Geschäftsmodell, das 10 Milliarden Dollar Gewinn abwirft
Paolo Ardoino, CTO at Tether. © Bitfinex
Paolo Ardoino, CTO at Tether. © Bitfinex

Der weltgrößte Stablecoin-Anbieter Tether rechnet für 2024 mit einem Rekordgewinn von 10 Milliarden Dollar. Wie CEO Paolo Ardoino gegenüber Axios mitteilte, plant das Unternehmen für 2025 Investitionen von 2,5 bis 3 Milliarden Dollar in verschiedene Technologiesektoren. Der Stablecoin USDT, den Tether herausgibt, hat eine Marktkapitalisierung von 140 Milliarden Dollar, er ist nach Bitcoin und Ethereum die wichtigste Kryptowährung. USDT ist aber nicht deswegen so wichtig, weil es viele Menschen als Dollar-Ersatz im Web verwenden würden – vielmehr dient es Tradern dazu, schnell von anderen Krypto-Assets in den Dollar wechseln zu können.

Und mit USDT macht Tether bisher auch enorm viel Geld, 2024 sollen es erstmals 10 Milliarden Dollar Gewinn sein. Bereits in den ersten drei Quartalen 2023 verzeichnete Tether einen Gewinn von 7,7 Milliarden Dollar, wie aus einer von BDO durchgeführten Prüfung hervorgeht. Das Investmentportfolio des Unternehmens umfasste zum Ende des dritten Quartals Vermögenswerte in gleicher Höhe.

Aber wie verdient das Unternehmen, das in einem undurchsichtigen Netzwerk zwischen Hongkong und den British Virgin Islands operiert?

Das Geschäftsmodell von Tether und USDT funktioniert so: Der Stablecoin ist prinzipiell an den Wert traditioneller Fiat-Währungen wie den US-Dollar, den Euro oder den chinesischen Yuan gekoppelt. Jeder USDT, der auf Blockchains wie Ethereum, Avalanche, Tron oder Solana läuft, ist durch einen US-Dollar gedeckt, bzw. eigentlich durch Cash-Äquivalente wie hauptsächlich US-Staatsanleihen, Geldmarkt-Fonds und teilweise auch durch Bitcoin. Hier die durch den Wirtschaftsprüfer BDO in Italien festgestellte USDT-Deckung mit Stand Ende Oktober 2024 (zu dem Zeitpunkt waren es noch ca. 125 Mrd. USDT):

Rechtliche Schwierigkeiten und der EU

Bedeutet also vereinfacht gesagt: Wann immer jemand sich einen USDT von Tether borgt, zahlt er einen US-Dollar ein. Tether hält dieses Fiat-Geld, die als Reserve dienen, aber nicht etwa im Bank-Account oder im Tresor, sondern investiert diese in zinstragende Anlagen wie Staatsanleihen oder Geldmarktfonds. Da Tether keine Zinsen an die Stablecoin-Inhaber auszahlt, behalten sie diese Einnahmen – und das bringt ihnen in einem Hochzinsumfeld wie im Jahr 2024 sehr sehr viel Umsatz und dicken Gewinn. Außerdem erhebt Tether Gebühren für bestimmte Dienstleistungen wie etwa die Konvertierung von Fiat in Tether und umgekehrt oder für On-Chain-Transaktionen.

Doch es liegt ein Schatten über Tether. Schon seit vielen Jahren sind Behörden auf der ganzen Welt aktiv, um mehr Einblicke in Tether zu bekommen. In den USA zahlte Tether bereits eine satte Strafe. In der EU droht dem Stablecoin USDT nun wegen der Krypto-Verordnung MiCA das aus, weil das undurchsichtige Unternehmen nach wie vor keine MiCA-Lizenz (anders als etwa dere Konkurrent und USDC-Herausgeber Circle) hat. Bedeutet: Ab 1. Jänner 2024 kann es sein, dass Krypto-Anbieter in der EU den Stablecoin nicht mehr anbieten. Zuletzt wurde auch die Ausgabe des Euro-Stablecoins EURT gestoppt (Trending Topics berichtete).

Tether investiert von Ölhandel bis Neurotech

Bei Tether hat man das natürlich antizipiert, weswegen man schon seit längerem versucht, das Geschäftsmodell zu diversivzieren. Zum einen wurde die Hadron-Plattform gestartet, die es anderen Unternehmen als technische Unterlage ermöglichen soll, Stablecoins anzubieten. Zum anderen wird ordentlich investiert, zuletzt etwa satte 775 Mio. Dollar in den rechtsgerichteten YouTube-Konkurrenten Rumble oder in das in Malta ansässige Stablecoin-Startup StablR.

Die Investitionsstrategie von Tether konzentriert sich generell auf fünf Hauptbereiche: Künstliche Intelligenz, Finanzen, Biotechnologie, Bildung und Mining. Dabei soll der Investmentbereich strikt vom Stablecoin-Geschäft getrennt bleiben, um potenzielle Risiken zu minimieren.

Ein Schwerpunkt der Investitionen liegt auf der Stärkung des Kerngeschäfts. So hat Tether etwa bereits rund 20 Investments in Überweisungsdienstleister in Schwellenländern getätigt, um sein Netzwerk auszubauen. Auch als kurzfristiger Liquiditätsanbieter im Ölhandel ist das Unternehmen aktiv.

Darüber hinaus expandiert Tether in neue Geschäftsfelder. Ein Beispiel ist die Mehrheitsbeteiligung am Brain-Computer-Interface-Unternehmen Blackrock Neurotech, die im April für 200 Millionen Dollar erworben wurde. CEO Ardoino betont, dass sich Tether zunehmend als Technologieunternehmen und nicht nur als Stablecoin-Anbieter versteht.

Mit dem geplanten Investitionsvolumen bewegt sich Tether in einer Liga mit großen Venture-Capital-Fonds wie General Catalyst oder Andreessen Horowitz. Allerdings verfolgt das Unternehmen einen breiteren strategischen Ansatz, der über klassische VC-Investments hinausgeht.

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