volksblatt.at

Dominanz von Kraft und Co. befeuert ÖSV-Tourneehoffnungen

Dominanz von Kraft und Co. befeuert ÖSV-Tourneehoffnungen
Der Tourneesieg führt über diese drei Mann: Hörl, Kraft und Tschofenig

Die Dominanz von Stefan Kraft, Jan Hörl und Daniel Tschofenig beim Auftaktbewerb in Oberstdorf hat Österreichs Hoffnungen auf den ersten Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee seit zehn Jahren weiter befeuert. In den jüngsten drei Weltcupbewerben gingen acht von neun möglichen Podestplätzen an das Triumvirat. Selbst dem fünffachen Saisonsieger Pius Paschke bleibt vor dem Neujahrsspringen auf seiner Heimschanze in Garmisch-Partenkirchen in der Tournee nur die Rolle des Jägers.

Kraft war 2014/15 mit damals 21 Jahren der bisher letzte Österreicher, der den goldenen Adler des Tourneesiegers mit nach Hause genommen hat. In Oberstdorf hatte er damals sein erstes Weltcupspringen gewonnen, nun machte sich der Routinier mit seinem ersten Saisonsieg eindrucksvoll zu einem der Favoriten. „Es war perfektes Timing. Ich habe mir die zwei besten Sprünge für den richtigen Zeitpunkt der Saison aufgespart“, meinte der Gesamtweltcupsieger.

„Das müssen wir genießen“

Der Dreifachsieg zum Tourneestart sei „nichts Selbstverständliches“, betonte Kraft. „Das müssen wir genießen.“ Er nimmt 3,5 Punkte Vorsprung auf Hörl und 11,5 auf Tschofenig mit nach Garmisch. Der viertplatzierte Deutsche Paschke liegt 13,8 Zähler zurück. „Man muss immer daran glauben“, sagte Kraft über einen möglichen Tourneesieg. „Das machen wir als ganzes Team, dass wir hoffentlich einen durchbringen. Das ist ein großer Wunsch von uns.“

Es sei „eine coole Ausgangssituation“, meinte Andreas Widhölzl. „Oberstdorf war ein super Auftakt für uns. Klar, das Vertrauen und Selbstvertrauen ist sicher bei allen hoch“, sagte der ÖSV-Cheftrainer, warnte aber zugleich: „Es war jetzt die erste Station, es kommen noch drei. Es ist noch ein langer Weg bis Bischofshofen. Von dem her ist es wichtig, dass man fokussiert bleibt und das Ziel nicht aus den Augen verliert.“

Garmisch als Nagelprobe für Kraft

Die mannschaftliche Stärke zeigte sich schon in der Qualifikation, als fünf Österreicher voran lagen. „Es ist ein sehr gutes Teamklima, wo jeder so sein kann, wie er ist. Das ist auch wichtig“, meinte Hörl. „Wir haben ein gutes Selbstvertrauen bis hierher mitgenommen.“ Nach den beiden zweifachen Saisongewinnern Hörl und Tschofenig zeigte zuletzt vor allem Kraft ansteigende Form. „Man weiß, dass der Krafti, wenn er alles beinander hat, schwer zu schlagen ist“, sagte Hörl über seinen Salzburger Landsmann. „Er weiß immer, was er zu tun hat.“

Video

Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Inhalt erlauben

Zur Nagelprobe für den 31-Jährigen könnte einmal mehr Garmisch werden. Kraft schaffte es dort erst einmal auf das Podest – am Neujahrstag 2017 als Dritter. Zwischen 2018 und 2023 landete er nie in den Top Ten und musste seine Tournee-Hoffnungen jeweils auf der zweiten Station begraben. Zum Jahreswechsel 2021/22 verpasste der damalige Weltmeister auf der Großen Olympiaschanze sogar die Qualifikation für den Bewerb.

Auch in Oberstdorf, auf einer seiner Lieblingsschanzen, war Kraft laut eigenen Angaben alles andere als ruhig. „Die Routine merke ich nicht, wenn ich da oben die Ski anschnalle. Da fühle ich mich wie ein 18-jähriger Bub, der keine Ahnung hat, was er jetzt kurz tun soll“, schilderte der Sieger von 44 Weltcup-Springen. „Ich weiß aber, wenn es um etwas geht, dass ich da oft meine besten Sprünge auspacke. Darauf kann ich mich verlassen.“

Tschofenig und die Lernprozesse

Tschofenig, dem Dominator von Qualifikation und Probedurchgang sowie Gewinner der Generalprobe in Engelberg, spielten im ersten Wettkampfsprung die Nerven einen Streich, ehe er im zweiten den wertvollsten Sprung des Tages zeigte. „Ich bin noch jung und habe noch nicht so viele Tourneen in irgendeiner Favoritenrolle hinter mir. Da ist es ganz normal, dass man einmal ein bisschen einen Ausritt hat mit den Gefühlen“, meinte der 22-jährige Kärntner. „Das sind Lernprozesse, die ich mitnehme und in den nächsten Jahren hoffentlich anders mache.“

Die Chance bietet sich bereits in Garmisch. Dort hat seit dem mittlerweile als Co-Trainer im Frauen-Team des ÖSV tätigen Thomas Diethart im Jahr 2014 kein Österreicher mehr gewonnen. Noch länger warten die Deutschen: Seit dem „Grand Slam“ des bisher letzten deutschen Tourneegewinners Sven Hannawald 2002 gelang ihnen im Neujahrsspringen kein Sieg. Um die beiden Unserien zu beenden, muss Paschke aber eine österreichische Phalanx brechen.

volksblatt.at

+ weitere Artikel anzeigen