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Wie gesundheitsschädlich sind Gasherde?

Wie gesundheitsschädlich sind Gasherde?
Flamme an einem Gasherd
Gasherde sind verbreitet, die gesundheitlichen Risiken allerdings umstritten Bild: Thomas Imo/photothek/IMAGO

Wer mit Gas kocht, weiß die Vorteile zu schätzen: Ein direktes Feuer, Temperatur und Flamme lassen sich flexibel regeln, es braucht keine speziellen Töpfe wie beim Induktionsherd. Zudem ist das Kochen mit Gas günstiger als das Kochen mit Strom.

Nichtsdestotrotz sind Gasherde auch immer wieder in der Diskussion. So sollen sie in den meisten New Yorker Neubauten ab 2026 verboten werden. In erster Linie sollen so die Treibhausgasemissionen gesenkt werden. Doch Gasherde bergen auch gesundheitliche Risiken, wie Forschende der Stanford University nun in "Science Advances" schreiben.

Gasherde: "Ein Problem für die ganze Familie"

Insbesondere das sogenannten Stickstoffdioxid (NO2) bereitet den Forschenden in der jüngsten Veröffentlichung Sorge. Dieses entsteht in großem Umfang als Nebenprodukt bei Verbrennungsprozessen, zum Beispiel in Industrieanlagen, Kraftwerken, Heizungsanlagen. Die Hauptquelle ist jedoch der Straßenverkehr.

Stau auf der AutobahnStau auf der Autobahn
Die Hauptquelle für Stickstoffdioxid: der Verkehr Bild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopres/picture alliance

Auch beim Kochen mit Gas entsteht NO2 und die Stickstoffoxid-Belastung beschränkt sich nicht nur auf die Küche, warnen die Forschenden der Stanford-Universität.

"Ich hatte nicht erwartet, dass die Schadstoffkonzentrationen in den Schlafzimmern innerhalb einer Stunde nach der Benutzung des Gasherds die gesundheitlichen Richtwerte überschreiten und auch noch Stunden nach dem Ausschalten des Herds so hoch sind", sagt Rob Jackson, Professor an der Stanford Doerr School of Sustainability. Er ist einer der Hauptautoren der Studie.

Die Belastung durch Gas- und Propanherde sei deshalb nicht nur ein Problem für Köche oder Menschen in der Küche, sagt er. "Es ist ein Problem für die ganze Familie".

Gesundheitliche Risiken von Stickstoffoxid

Stickstoffdioxid ist ein ätzendes Reizgas, es schädigt das Schleimhautgewebe im gesamten Atemtrakt, vor allem in den Bronchien und Lungenbläschen. Atemnot, Husten oder Bronchitis können die Folge sein. Auch eine steigende Anfälligkeit für Atemwegsinfekte oder Lungenfunktionsminderung gehören zu den Folgen.

Insbesondere Menschen mit bestehenden Atemwegserkrankungen (Asthmatiker, Patienten mit chronischer Bronchitis), Herzkranke und Kinder, bei denen die Entwicklung der Lungenfunktion beeinträchtigt werden kann, gelten als Risikogruppe.

Genau hierzu warnen auch die Autorinnen und Autoren der Studien. Sie schätzen, dass der Schadstoffmix, der von Gas- und Propanöfen ausgeht, allein in den USA für bis zu 200.000 aktuelle Asthmafälle bei Kindern verantwortlich sein könnte. Ein Viertel davon könne allein auf Stickstoffdioxid zurückgeführt werden, heißt es.

Dazu rechnen sie mit 19.000 Todesfälle pro Jahr durch die langfristigen NO2-Belastungen im Haushalt. Zum Vergleich: Dies entspricht 40 Prozent der Todesfälle, die in den USA jährlich mit Passivrauchen in Verbindung gebracht werden.

Doch gleichzeitig betont das Forscherteam auch, dass dies nur eine Schätzung ist. Denn eine wiederholte Exposition gegenüber extrem hohen Stickstoffdioxidwerten in kurzen Schüben, wie sie bei der Nutzung von Gasherden auftreten, sei nicht berücksichtigt.

Außerdem basiere die Berechnung auf früheren Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen von Stickstoffdioxid im Freien, wo darüber hinaus auch weitere Schadstoffe aus Fahrzeugen und Kraftwerken vorhanden seien.

Welche Rolle spielen Gasherde für die Gesundheit?

Das Forscherteam aus Stanford hat bereits mehrere Studien zu Gasherden veröffentlicht. Die vorherigen Studien untersuchten, wie stark Gasherde Methan und das krebserregende Benzol ausstoßen. Die neueste Studie ist ein weiteres Puzzleteil, das hilft, die Auswirkungen der Emissionen von Gasherden auf die menschliche Gesundheit zu verstehen.

So haben die Forschenden diesmal untersucht, wie stark sich die Schadstoffe in einer Wohnung ausbreiten, anreichern und schließlich wieder abbauen. Dabei spielte die Wohnungsgröße eine messbare Rolle.

Zudem bestätigen die neuen Ergebnisse, dass Lebensmittel beim Kochen nur wenig oder gar kein Stickstoffdioxid freisetzen, und dass Elektroherde kein NO2 erzeugen. "Es liegt am Brennstoff, nicht an den Lebensmitteln", so Jackson.

Das Umweltbundesamt (UBA) schreibt, "durch das Kochen und Backen mit Gasherden [...] in der Wohnung können kurzzeitig hohe NO2-Belastungen entstehen, die in Abhängigkeit der Belüftung der Räume aber schnell wieder absinken." Das UBA-Fazit: Beim Einbau eines Gasherdes sollte eine Dunstabzugshaube mit einer Abluftführung nach draußen planerisch berücksichtigt werden.

Auch die Stanford-Forschenden raten, eine Dunstabzugshaube zu nutzen, wenn sie zur Verfügung steht. Und regelmäßiges Lüften, das die Schadstoffbelastung reduziert.

Quellen:

Quantifying U.S. health impacts from gas stoves

UBA: Stickstoffdioxid im Innenraum: Aktueller Kenntnisstand

Combustion from gas stoves can raise indoor levels of benzene, a chemical linked to a higher risk of blood cell cancers

Gas stoves leak unburned methane continuously and produce NOx gasses while on

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