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Die Insolvenz der Möbelkette Kika/Leiner hat erhebliche Auswirkungen auf die verbleibenden 1.400 Mitarbeiter. Nach Stellenabbau und Filialschließungen steht die Zukunft der Beschäftigten erneut auf dem Spiel. Wirtschaftliche Probleme und steigende Kosten gelten als Hauptgründe für das Scheitern der Sanierung.
Die österreichische Möbelkette Kika/Leiner hat nach der Insolvenz im Juni 2023 erneut Konkurs angemeldet. Laut Unternehmensangaben führten mehrere Faktoren zum Scheitern der Sanierungsbemühungen: „Das eigene Insolvenzverfahren, die Signa-Pleite, die anhaltende Rezession und die Kostensteigerungen seit der Übernahme“ hätten die Restrukturierungspläne zunichtegemacht. Besonders betroffen sind die rund 1.400 verbliebenen Mitarbeiter. Die nächste Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens liegt nun beim Insolvenzverwalter.
Mitarbeiterabbau und Filialschließungen
Das Management betonte, „alles Menschenmögliche unternommen“ zu haben, um das Überleben der Möbelkette zu sichern. Doch angesichts der „allgemeinen Kaufzurückhaltung“ und der „offenbar nachhaltig beschädigten“ Markenwahrnehmung sei eine Rettung nicht möglich gewesen. Hinzu kamen die wirtschaftlichen Folgen der Insolvenz der Signa-Gruppe, die immer wieder Gerüchte und Kundenanfragen ausgelöst hätten. „Die Kostensteigerungen in allen Bereichen, wie auch bei den letzten Kollektivvertragsverhandlungen, haben die Gestaltungsspielräume des Unternehmens extrem eng gehalten“, erklärte das Unternehmen.
Die Möbelkette hatte im Laufe des Jahres bereits die Zahl der Beschäftigten von 1.900 auf 1.400 reduziert. Nach der Insolvenz im Juni 2023 wurden 23 der insgesamt 40 Filialen geschlossen, wodurch über 1.600 Stellen abgebaut wurden. Trotz eines Sanierungsverfahrens, das am 25. September 2023 aufgehoben wurde, konnten die Gläubiger nur mit einer Quote von 20 Prozent entschädigt werden – zahlbar innerhalb von zwei Jahren.
Historische Herausforderungen und Eigentümerwechsel
Die Geschichte von Kika/Leiner in den vergangenen zehn Jahren ist von großen Umbrüchen geprägt. Ursprünglich im Besitz der Familie Koch, wurde das Unternehmen 2013 von der südafrikanischen Steinhoff-Gruppe übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war Kika/Leiner mit 7.500 Mitarbeitern, 73 Standorten und einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro einer der größten Möbelhändler Österreichs.
Nach einem Notverkauf im Jahr 2018 übernahm die Signa-Gruppe des Investors Rene Benko das Unternehmen, veräußerte jedoch die Filialen in Osteuropa an XXXLutz. Im Juni 2023 folgte ein weiterer Eigentümerwechsel: Die Immobilien von Kika/Leiner gingen an die Grazer Supernova-Gruppe, während das operative Geschäft dem Handelsmanager Hermann Wieser übertragen wurde.
Wieser, der die Möbelkette noch im Februar 2023 als Langzeitinvestment bezeichnet hatte, äußerte sich bislang nicht zu den aktuellen Entwicklungen. Die Marke steht vor einer ungewissen Zukunft, während die Branche mit anhaltenden Herausforderungen durch Rezession, Kaufzurückhaltung und steigende Kosten kämpft.
Chronologie der Entwicklungen bei Kika/Leiner
- 26. Juni 2013
Die südafrikanische Steinhoff-Gruppe übernimmt die Möbelkette Kika/Leiner von der Eigentümerfamilie Koch. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt das Unternehmen rund 7.500 Mitarbeiter an 73 Standorten und erzielt einen Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Euro. Damit ist Kika/Leiner nach XXXLutz der zweitgrößte Möbelhändler in Österreich - 5. Jänner 2018
Steinhoff verkauft den Leiner-Flagshipstore auf der Wiener Mariahilfer Straße an Rene Benko und dessen Signa-Gruppe. Laut Medienberichten waren der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz und Justizminister Josef Moser in die Rettungsaktion eingebunden. - 22. Juni 2018
Rene Benko übernimmt Kika/Leiner vollständig. Der Kaufpreis soll laut Berichten zwischen 430 und 490 Millionen Euro liegen. - 2018
Im August werden vier Filialen geschlossen. Einen Monat später erfolgt ein drastischer Personalabbau: 1.100 Mitarbeiter verlieren ihre Stellen. - 13. November 2018
Ein neuer Geschäftsführer, Reinhold Gütebier, tritt an und verspricht: „Es wird keinen weiteren Personalabbau geben.“ Innerhalb von drei Jahren wolle man die Gewinnzone erreichen und das Unternehmen in die „Champions League“ der Möbelbranche führen. - 24. Mai 2019
Die internationalen Aktivitäten des Unternehmens werden reduziert: 22 Kika-Standorte in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Rumänien gehen an die oberösterreichische Möbelkette XXXLutz. - 25. Februar 2020
Trotz der Herausforderungen bleibt Geschäftsführer Gütebier optimistisch. Man plane, 2021 die „schwarze Null“ zu erreichen, unter anderem durch ein stärkeres Küchengeschäft, höhere Eigenmarkenanteile und einen Ausbau des Online-Handels. Die Mitarbeiterzahl, die mittlerweile bei 4.500 liegt, soll mittelfristig wieder steigen. - 30. Juni 2020
Zwei ehemalige Kika/Leiner-Filialen werden an XXXLutz verkauft. - 14. Oktober 2021
Drei Jahre nach der Übernahme durch Signa verkündet Kika/Leiner den ersten wirtschaftlichen Erfolg: Man habe die „schwarze Null“ erreicht. Details zu Umsatz und Gewinn werden jedoch nicht veröffentlicht. - 31. Mai 2023
Rene Benko verkauft alle Kika/Leiner-Immobilien an die Supernova-Gruppe des deutschen Unternehmers Frank Albert. Der Verkaufspreis soll bei knapp unter 400 Millionen Euro liegen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt das Unternehmen noch rund 3.900 Mitarbeiter. - 1. Juni 2023
Neben den Immobilien wird auch das operative Geschäft an ein Managementteam um Hermann Wieser verkauft. - 12. Juni 2023
Der neue Eigentümer beantragt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. 23 der 40 Standorte sollen bis Ende Juli geschlossen werden, und rund 1.900 der verbliebenen 3.900 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze. Auch die Zentralabteilungen und die Verwaltung werden erheblich verkleinert. Gleichzeitig gibt es massive Kritik an Rene Benko, dem vorgeworfen wird, das Unternehmen vor dem Verkauf in eine schlechte Lage gebracht zu haben. Benko weist diese Vorwürfe zurück. - 9. Oktober 2024
Die Zahl der Mitarbeitenden sinkt weiter und liegt nun bei 1.400. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2024 ist um 13 Prozent zurückgegangen. Dennoch soll keine der verbleibenden 17 Filialen geschlossen werden, und ein Verkauf des Unternehmens ist nicht geplant. Die Sanierung soll bis September 2025 abgeschlossen sein. - 12. November 2024
Kika/Leiner meldet Zahlungsunfähigkeit.