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Die Zukunft des Audi-Werks in Brüssel ist entschieden: Ein potenzieller Investor zog sich zurück, die Produktion des Audi Q8 e-tron endet 2025. Nun laufen Verhandlungen über einen Sozialplan für die 3.000 Mitarbeiter: Dabei kam es zu Tumulten - und Verletzten.
Inhalt
- Audi Q8 e-tron verkauft sich schlecht
- Tumulte bei Verhandlungen zum Sozialplan für Audi-Werk in Brüssel
- Operative Rendite stark gesunken
- 11 Prozent weniger Autos geliefert
Die Zukunft des Audi-Werks in Brüssel ist endgültig entschieden. Die Suche nach einem Investor blieb erfolglos. "Der potenzielle Investor aus dem Nutzfahrzeugbereich hat die Interessenbekundung zurückgezogen", teilte die Volkswagen-Tochter am Dienstag mit. "Es gibt keinen potenziellen Investor für den Standort, damit ist die aktive Investorensuche abgeschlossen."
Audi hatte zuvor angekündigt, die Fahrzeugproduktion in Brüssel Ende Februar 2025 einzustellen. Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften über einen Sozialplan für die 3.000 Beschäftigten. Bis Ende des Jahres 2024 soll es keine Entlassungen geben.
Audi Q8 e-tron verkauft sich schlecht
Die Schließung des Werks steht auch im Kontext der aktuellen Krise bei Audi und der Konzernmutter Volkswagen. Der Gesamtbetriebsrat in Ingolstadt und die Unternehmensleitung diskutieren parallel Maßnahmen, um betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland zu vermeiden.
Im Werk Brüssel wird derzeit ausschließlich der Elektro-SUV Audi Q8 e-tron produziert, dessen Verkaufszahlen rückläufig sind. Die Standortbedingungen erschweren die Wettbewerbsfähigkeit: Hohe Logistikkosten, wenige lokale Zulieferer und die ungünstige Lage zwischen Wohngebiet, Bahngleisen und Autobahn erschweren eine Erweiterung der Fabrik. Auch die Suche nach Alternativen für den Standort brachte keine tragfähige Lösung, um die Fabrik und die Arbeitsplätze zu erhalten.
Tumulte bei Verhandlungen zum Sozialplan für Audi-Werk in Brüssel
Die Verhandlungen über einen Sozialplan für das von der Schließung bedrohte Audi-Werk in Brüssel gerieten außer Kontrolle. Laut einer Audi-Sprecherin verschafften sich rund 150 Personen, darunter einige Vermummte, Zugang zu den Verhandlungsräumen und hinderten Sitzungsteilnehmer daran, den Saal zu verlassen. Zudem seien Feuerwerkskörper gezündet worden.
Die Polizei löste die Proteste gegen 17.00 Uhr auf. Dabei wurde ein Gewerkschaftsmitglied leicht verletzt. Audi äußerte sich nicht zu weiteren Details. Aktuell berät die Unternehmensleitung über das weitere Vorgehen und will im Anschluss die Sozialpartner informieren.
Operative Rendite stark gesunken
Audi komme insbesondere zugute, dass die Lieferengpässe bei bestimmten Motoren für leistungsstärkere Fahrzeuge überwunden seien, so . Seit Jahresauftakt kommt die Marke mit den vier Ringen auf eine operative Rendite von 2,5 Prozent - das ist gerade einmal ein Drittel dessen, was noch vor Jahresfrist erreicht wurde.
Einschließlich der margenstärkeren Marken Bentley, Lamborghini und Ducati liegt die Rendite bei 4,5 Prozent - auch nur halb so hoch wie im Vorjahr. Dennoch halte Audi an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest und rechne weiter mit einer Spanne von 6 bis 8 Prozent, hieß es. Audi dürfte dabei von geringeren Kosten etwa für Rohstoffe profitieren, sagt Rittersberger.
11 Prozent weniger Autos geliefert
Der Umsatz bei der Markengruppe insgesamt ging in den ersten drei Quartalen um 4 Mrd. Euro auf gut 46 Mrd. Euro zurück, das Betriebsergebnis brach auf 2,1 Mrd. Euro von 4,6 Mrd. Euro ein. Insbesondere zu Jahresauftakt machten dem Unternehmen Engpässe bei V6- und V8-Motoren zu schaffen. Doch auch Elektroautos waren weniger gefragt. Audi-Chef sprach von einem verschärften Wettbewerbsumfeld. Weltweit lieferten das Unternehmen fast 11 Prozent weniger Autos aus als vor Jahresfrist. Besserung verspricht sich Audi von neuen Modellen, die bis 2025 auf den Markt kommen sollen.
Weil die Nachfrage nach dem Oberklasse-Elektroauto Q8 etron geringer ausfällt als erwartet, wird das Fahrzeug schon Ende Februar 2025 und damit früher als erwartet eingestellt. Das Werk in Brüssel steht damit vor dem Aus. Derzeit verhandelt Audi mit einem möglichen Investor, dabei soll es sich nach Informationen aus Unternehmenskreisen um einen Nutzfahrzeughersteller handeln.