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Meinung Was ich von Austria Solar gelernt habe

Meinung Was ich von Austria Solar gelernt habe

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Persönliche Erinnerungen, ein paar grundsätzliche Einschätzungen sowie eine kritisch Anmerkung zum 25. Geburtstag des Solarwärme-Verbands: Die Festrede zum Jubiläumsfest mit Einschätzungen zur Energiewende, Lobbying, Marktwirtschaft und Sisyphusarbeit.

Inhalt

TGA-Chefredakteur Klaus Paukovits

Als mich Roger Hackstock eingeladen hat, zur Jubiläumsfeier des Verbands Austria Solar ein paar Worte zu sagen, habe ich mich geehrte gefühlt, aber auch herausgefordert. Den Verband kenne ich fast seit seiner Gründung vor 25 Jahren.

Mir sind spontan drei Dinge eingefallen, die ich im Laufe der Jahrzehnte von Austria Solar gelernt habe, eine überraschende Kontinuität und eine persönliche Erfahrung: Die habe ich mit dem Verband und seinen Gästen bei der Geburstagsfeier am 18. Dezember 2024 in Salzburg dann auch geteilt.

>> Hier geht es zum Bericht über die Jubiläumsfeier am 18. Dezember und der ersten Vorstellung des neuen Verbandspräsidenten und Nachfolgers von Robert Kanduth!

Lerneffekt 1: Was es für die Energiewende braucht

Dass eine Energiewende nötig und sinnvoll ist, diese Erkenntnis stand auch Anfang des Jahrtausends schon auf dem gesicherten Boden der Wissenschaft. Abgesehen von den Klimaauswirkungen der fossilen Energieträger ist Erdöl ist zu wertvoll zum Verheizen, wenn es Alternativen dazu gibt. Gas hat damals begonnen, sich als Brückenenergie zu positionieren – mittlerweile ist das die längste Brücke der Menschheitsgeschichte, könnte man meinen ;-)

Und ich bin in dem Sommer, nachdem ich Austria Solar kennen gelernt hatte, nach Italien an die obere Adria auf einen Campingplatz auf Urlaub gefahren. Ein schöner, moderner, kinderfreundlicher Campingplatz. Aber als ich erstmals in Richtung Duschen gegangen bin, hat es plötzlich nach Heizöl gerochen. Weil ichs nicht glauben konnte, bin ich dem nachgegangen. Tatsächlich: Das Warmwasser zum Waschen, Duschen und Geschirr reinigen wurde mit einem relativ neu wirkenden Ölkessel aufbereitet.

Das hat mich, in Kenntnis der Möglichkeiten der Solarwärme, zum Kopfschütteln gebracht. Wo gäbe es ein besseres Einsatzgebiet für Solarwärme also einen Campingplatz? Ein großer Warmwasserbedarf, der zentral an einem Punkt in einem Gebäude anfällt und keine Feinverteilung nötig macht. Das Warmwasser wird auch großteils abends gebraucht, nachdem den ganzen Tag die Sonne geschienen hat. Den Warmwasserbedarf gibt es auch nur im Sommer, wenn die Sonne scheint, weil im Winter ist niemand auf dem Campingplatz - und deshalb ist auch keine Heizung nötig, sondern eben nur: Warmes Wasser. Jössasmaria, wozu dann Heizöl importieren.

Da habe ich gelernt, dass es für die Energiewende nicht nur die Verfügbarkeit von Technologien braucht. Es braucht auch Information, und zwar an Betreiber, Planer und Anlagenbauer; es braucht Schulung und Vernetzung; und idealerweise übernimmt das eine Organisation, die dabei alle Seiten im Blick hat. Dieses Sisiphusarbeit, das habe ich auf diesem Campingplatz verstanden, leistet Austria Solar. Sisyphusarbeit deshalb, weil wenn wir wollen finden wir auch heute noch genug Campingplätze mit laufenden Ölkesseln.

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Lerneffekt 2: Der Wert von Lobbying

Das zweite, was ich von Austria Solar gelernt habe, war Lobbying. Zur Klarstellung: Lobbying ist bei mir ein grundsätzlich positiv besetzter Begriff. Lobbying m Sinne von Überzeugungsarbeit für etwas, das man für richtig und wichtig hält. Natürlich nicht im Sinne von Hinterzimmerdeals und Mauscheleien und Bestechung und Verhinderungspolitik, wie es oft verstanden und wohl auch oft genug praktiziert wird.

Wenn man in den frühen 2.000er-Jahren mit offenen Augen durch Österreich gefahren ist, hat man auf immer mehr Hausdächern Solarkollektoren gesehen. Vor allem Richtung Kärnten sind es echt viele geworden, wo der Verbandspräsident mit der größten Kollektorenfabrik Europas seine Wirkung entfaltete. Der zweite Cluster war in Oberösterreich zu sehen, wo ebenfalls viele namhafte Hersteller zu Hause sind und Überzeugungsarbeit geleistet haben.

Aber kaum ist man aus Oberösterreich hinaus und bei Passau über die Grenze nach Deutschland gefahren, war plötzlich ein völlig anderes Bild zu sehen. Auch hier war Solarenergie auf den Dächern: Nur eben Photovoltaik-Module und nicht Solarthermie. Von der Fläche her genau so viel, aber eine andere Technologie.

Da habe ich den Wert von Lobbying mit eigenen Augen erkannt. Dabei geht es nicht darum, ob das eine besser ist als das andere, sondern um erfolgreiche Überzeugungsarbeit. Lobbying für erneuerbare Solartechnologien hat auch keine politische Farbe: In Deuschland ließ sich Rot-Grün von PV überzeugen, in Österreich Schwarz-Blau-Orange von Solarwärme. Da ging es nicht um Parteipolitik, sondern um regionale und nationale Wertschöpfung, um Industriearbeitsplätze und um nachgelagerte Handwerkerleistungen - quasi der Lebenstext von Robert Kanduth.

>> Robert Kanduth zieht Bilanz: Das Interview zu seinen 25 Jahren Präsidentschaft bei Austria Solar!

Lerneffekt 3: Wie Marktwirtschaft funktioniert

Wie Marktwirtschaft in der Praxis funktioniert, auch diese anschauliche Lehre habe ich auch der Solarwärme zu verdanken. Das mag zwar nicht erfreulich sein, aber trotzdem: Mein Lerneffekt Nummer drei.

Eine funktionierende, wettbewerbsorientierte Marktwirtschaft im klassischen EU-Sinn gibt es nur bei der Abwesenheit von Monopolen, Kartellen oder sonstigen marktverzerrenden Eingriffen. In einer hochkompetitiven Branche wie der der Wärmeerzeugung kann man das als gegeben voraussetzen.

In so einer funktionierenden Marktwirtschaft müssen Produkte besser oder billiger werden, um sich am Markt zu behaupten. Eine solarthermische Anlage für ein Einfamilienhaus funktioniert heute noch genau so gut wie vor 25 Jahren. Zum Teil sind es auch noch die selben Produktserien wie damals, und sie fußen auf denselben Patenten aus den 1990ern. Die Kollektoren kosten genau so viel wie damals. Die Installation von der Aufs-Dach-Bringung über die Verrohrung bis zur Hydraulik ist derselbe Aufwand wie damals. Im gleichen Zeitraum hat sich der Mitbewerb rasant entwickelt, um nur zwei Beispiele zu nennen: Der enorme Preisverfall bei der Photovoltaik, und die Technologiesprünge bei der Wärmepumpe bis hin zur Entwicklung in Richtung natürlicher Kältemittel.

Von dem "Raus-aus-Gas" Hype nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 konnten alle Wärmeerzeuger profitieren. Nur die Solarwärme nicht: Meine These dazu ist, dass das eben auch mit vorhin beschriebenen Mechanismen einer funktionierenden Marktwirtschaft zu tun hat.

Aber das gilt nur für den Privatbereich, denn natürlich hat sich die Solarwärme weiterentwicklt. Mit Großanlagen, industrieller Prozesswärme, saisonaler Energiespeicherung in Anergienetzen sowie neuen Technologien wie PVT sind Geschäftsfelder und Anwendungsbereiche entstanden, in denen die Solarwärme ihre Stärken neu entfalten kann.

Vielleicht irre ich mich, aber auch Energiegemeinschaften könnten hier eine Zukunft sein: Die sind ja nach den Buchstaben des Gesetzes nicht auf Stromerzeugung beschränkt, sondern auch für gemeinschaftliche Wärmeerzeugung und -nutzung offen. Aber vielleicht ist das auch wirklich zu kompliziert, was Speicherung und Abrechnung betrifft.

>> Wie sich der Solarmarkt 2024 entwickelt und welche beiden Bundesländer als einzige im Plus sind, lesen Sie hier!

Sisyphusarbeit in der Kommunikation: Eine generationsübergreifende Konstante

Mit der Solarenergie verbinde ich auch eine sehr konstante persönliche Erfahrung. Als ich für fast 25 Jahren das erste Mal einem Freund, einem technikaffinen Heimwerker, Häuslbauer und Wohnungsrenovierer, den Unterschied zwischen Solarwärme und Photovoltaik erklären musste, war ich noch überrascht. Der hat nämlich mit dem Gedanken gespielt, eine Solaranlage zum Heizen aufs Dach zu knallen, und mich um meine Meinung gefragt. Er war dann sehr erstaunt als ich ihm empfohlen habe, seinen Installateur zu fragen: "Braucht man da nicht einen Elektriker?" Seither bin ich das gewohnt und erkläre den Unterschied drei-, vier-, fünfmal im Jahr: Auf Geburtstagsparties, Weihnachtsfeiern, im KollegInnenkreis ...

Die Konstante: Meine TGA-Redaktionskollegin Lena Wechselberger erzählt mir, dass sie heute, ein Vierteljahrhundert später, in ihrem privaten Umfeld dieselbe Erfahrung macht. Der Aufklärungsbedarf über grundlegendes energietechnisches Wissen ist von einer Generation auf die nächste übergesprungen, von X auf Y ... daher gibt es hier noch viel zu tun. Die Sisyphusarbeit, die Austria Solar vor 25 Jahren begonnen hat, wird nie enden.

Die Weltoffenheit der Branche

Bei der Recherche für den Solarthermie-Schwerpunkt in TGA 8 habe ich mich auf die Spur von Solarpionieren gemacht. Ich wollte wissen, was die heute so treiben und wie sie die Zukunft der Solarwärme sehen. Robert Kanduth habe ich in Südafrika gefunden, Hubert Fechner hat sich aus Japan gemeldet, und Werner Weiss war im australischen Outback verschollen ... das fand ich sehr sympathisch und bezeichnend: Weltoffene Menschen mit Neugierde auf neue, andere Erfahrungen, die nicht engstirnig daheim hinter dem Ofen hocken.

Das ist das Bild, mir von der Solarthermie zum Abschluss am besten gefällt.

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