DIE MACHER

Willkommen in den Gemeinden 4.0

Willkommen in den Gemeinden 4.0
 Willkommen in  den Gemeinden 4.0

Die Digitalisierung ist in den österreichischen Gemeinden angekommen – doch wie lässt sich der Hype um Künstliche Intelligenz mit den realen Bedürfnissen und Herausforderungen der Kommunen verbinden? In einer Zeit, in der viele Gemeinden mit knappen Budgets kämpfen, steht die Frage im Raum: Welche digitalen Lösungen bringen wirklich etwas und welche sind nur heiße Luft? Wir fragen nach: bei Technologieanbietern, Gemeindevertretern und
strategischen Partnern.

Das Gebot der Stunde: mit KI (Kommunaler Intelligenz) KI (Künstliche Intelligenz) gezielt einsetzen.

Christian Mader

Präsident des OÖ Gemeindebundes

Was sagen die Tech-Partner?

3 Fragen an …

... Daniel Holzer Geschäftsführer, Gemdat OÖ

Was sind die Chancen und die Risiken für Gemeinden beim aktuellen KI-Hype?

Daniel Holzer: Derzeit herrscht eine Goldgräberstimmung. Jeder möchte von den Vorteilen der KI profitieren, doch die Erwartungen sind häufig unrealistisch. Es wird oft erwartet, dass KI alles übernehmen kann – das ist jedoch nicht der Fall. Sie kann aber ein wertvolles Werkzeug sein, um Prozesse zu beschleunigen und Personal zu entlasten.

Worauf sollten Gemeinden achten, um nicht in teure Fallen zu tappen, die wenig nützen?

Daniel Holzer: Wie bei den Goldgräbern wird nicht jeder Erfolg haben. KI-gestützte Fachanwendungen können hohe Kosten verursachen – nicht nur in der Entwicklung, sondern auch beim Betrieb. Daher sollten Gemeinden genau prüfen, wo der Einsatz von KI wirklich sinnvoll ist. Manchmal lassen sich Prozesse auch ohne KI effizienter gestalten, wie etwa bei der elektronischen Rechnungslegung.

Wo steht Gemdat OÖ derzeit, welche Services gibt es bereits und was ist in Entwicklung?

Daniel Holzer: Im Bereich der Bürgerservices bieten wir bereits Lösungen wie den GEM2GO Copilot und die Newsadoo-Plattform an, die durch Chatbots und digitale Formulare die Arbeit erleichtern. In den Fachbereichen evaluieren wir derzeit weitere KI-Anwendungen, insbesondere im Bereich der Verwaltung.

… Michael Kölbl Geschäftsführer, GEM2GO

GEM2GO ist für mehr als 90 Prozent der oberösterreichischen Gemeindewebseitenund -apps verantwortlich.

Was sind die wichtigsten Features und Zukunftsfelder in der Interaktion zwischen Gemeinden und Bürgerinnen und Bürgern?

Michael Kölbl: Unsere Plattform ist darauf ausgelegt, digitale Kommunikation zu vereinfachen. Besonders hervorzuheben ist der GEM2GO Copilot, ein Chatbot, der den Bürgerinnen und Bürgern hilft, Informationen schneller zu finden, und ihnen auch Dokumente erklärt. So verbessern wir die Interaktion und erreichen mehr Menschen, vor allem auch diejenigen, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen.

Wo spielt KI bereits eine Rolle und wo sehen Sie Potentiale für die Zukunft?

Michael Kölbl: KI wird bereits genutzt, um Texte zu erstellen, Inhalte zu prüfen und die Barrierefreiheit zu verbessern. Wir planen, KI noch stärker in die Plattform zu integrieren, etwa durch eine vielseitigere Chatbot-Funktion, die nicht nur der Bevölkerung hilft, sondern auch die Verwaltung entlastet. Zudem wollen wir mithilfe von KI die Fachapplikationen der Gemeinden miteinander vernetzen und so die Effizienz weiter steigern.

Gibt es Einzelprojekte mit Gemeinden oder entwickeln sich allgemeine Standards?

Michael Kölbl: Wir haben mit dem GEM2GO Copilot eine Lösung entwickelt, die in vielen Gemeinden eingesetzt wird. Der Fokus liegt darauf, Standards zu entwickeln, die für alle Gemeinden zugänglich sind – das hilft, eine einheitliche digitale Basis zu schaffen. Dennoch bieten wir auch individuelle Anpassungen an, um speziellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

… David Böhm Geschäftsführer, Newsadoo

Welchen Mehrwert bietet Newsadoo mit den Gemeinde-Newsplattformen für Gemeinden?

David Böhm: Unsere Newsplattformen ermöglichen es, dass die Gemeindehomepage und -app stets aktuell und relevant sind, ohne dass die Gemeinde einen hohen Aufwand betreiben muss. Alle lokalen Vereine und Organisationen sind integriert, sodass die Plattform eine zentrale, digitale Bühne für den Austausch bietet. Das stärkt nicht nur die Kommunikation zwischen den Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch die digitale Nähe zwischen Gemeinde und Bevölkerung.

Wie funktioniert die laufende Betreuung und Zusammenarbeit mit den Gemeinden?

David Böhm: Die Gemeinden teilen uns ihre inhaltlichen Wünsche mit, und wir übernehmen die Konfiguration der Plattform. Ab dann läuft alles automatisch und in Echtzeit. Natürlich stehen wir den Gemeinden jederzeit mit unserem Supportteam zur Verfügung, aber der laufende Aufwand für die Gemeinden selbst ist minimal.

Welche Learnings lassen sich aus den ersten 18 Monaten flächendeckender KI-Nutzung in Oberösterreich ziehen?

David Böhm: Wir haben es geschafft, alle Gemeinden in Oberösterreich flächendeckend mit unseren Newsplattformen auszustatten. Fast 90 Prozent der Gemeinden nutzen die Plattform aktiv, was die Webseitenaufrufe signifikant gesteigert hat. Das Projekt wurde nicht nur mit dem Österreichischen Verwaltungspreis ausgezeichnet, sondern auch als KI-Showcase für die World Expo 2025 in Osaka ausgewählt – ein stolzes Ergebnis für Oberösterreich als Pilotregion.

Wir schaffen die digitale Nähe zwischen Gemeinde und Bevölkerung.

David Böhm

Geschäftsführer, Newsadoo

Was sagen Gemeinden?

Gedankensprung mit ...

... Reinhard Haider Amtsleiter Kremsmünster und E-Government-Beauftragter

Wenn man zu Digitalisierung in Gemeinden recherchiert, stößt man unweigerlich auf den Namen Reinhard Haider und die Gemeinde Kremsmünster, weil_ ich vor rund 30 Jahren ziemlich der Erste war, der an „E-Government“ geglaubt hat. Auch heute noch denke und arbeite ich „out of the box“ und das ist im behördlichen Umfeld ungewöhnlich – aber erfolgreich.

Digitalisierung ist für mich_ der Einsatz von IT-Tools, um die Organisationsprozesse besser zu machen.

3 Vorteile, die sich Gemeinden durch den Einsatz von KI erhoffen können_ Zeitersparnis durch den Wegfall von Routinearbeiten, schnellere Durchgangszeiten sämtlicher Amtswege, höhere Kreativität und Professionalität im behördlichen Arbeitsleben.

Diese KI-Tools sind in der Gemeinde Kremsmünster derzeit schon im Einsatz_ von ChatGPT, Copilot, Canva, Adobe und anderen Tools bis hin zu einem Chatbot auf unserer Webseite. Außerdem erhalten alle unsere Mitarbeitenden Schulungen für die Nutzung von KI.

Meine Prognose für 2030, wo die österreichischen Gemeinden in fünf Jahren in der Digitalisierung und in der Anwendung von KI-Lösungen stehen_ Mit politischer Unterstützung können bis 2030 alle Gemeinden ihre Organisationsprozesse digitalisieren und auf einem betriebswirtschaftlichen Fundament für die Bevölkerung arbeiten.

3 Fragen an ...

... Michael Hammer Bürgermeister von Altenberg

Wenn es um die Digitalisierung von Gemeinden geht, ist Altenberg ganz vorne dabei. Die Nutzung der Gemeinde-Newsplattform und der GEM2GO-App ist oberösterreichweit im absoluten Spitzenfeld. Warum ist Altenberg hier so aktiv?

Michael Hammer: Die Information der Bürgerinnen und Bürger ist uns sehr wichtig. Wir informieren laufend über Gemeindethemen, Projekte und Maßnahmen, was zu einer stärkeren Bindung zur Gemeinde führt und ermöglicht, unsere Dienstleistungen darzustellen. Besonders bei Problemen und Krisen ist eine frühzeitige Information entscheidend, wie etwa in der Coronazeit oder bei einer Trinkwasserverunreinigung. Dafür nutzen wir Zivilschutz-SMS, die GEM2GO-App, unsere Facebookseiten, WhatsApp-Gruppen sowie die Gemeindehomepage, um die Bevölkerung schnell und direkt zu erreichen. Auch für Bürgeranliegen stehen wir über persönliche Gespräche, per Telefon, E-Mail, SMS, WhatsApp-Nachricht und Social-Media-Dienste wie Facebook und Instagram jederzeit zur Verfügung.

Gibt es Tipps für andere Gemeinden?

Michael Hammer: Mein Tipp: Informationskanäle breit streuen, da Bürger auf unterschiedlichen Plattformen aktiv sind. Breite und umfassende Kommunikation vermeidet Falschmeldungen, stärkt das Vertrauen in die Gemeindepolitik und Verwaltung und wird sehr positiv aufgenommen.

Wie wichtig ist Ihnen als Präsident des OÖ Zivilschutzes und Nationalratsabgeordneter eine funktionierende digitale Kommunikation?

Michael Hammer: Als Bürgermeister, Zivilschutzpräsident und Nationalratsabgeordneter ist mir aktive Öffentlichkeitsarbeit, besonders über digitale Kanäle, sehr wichtig. Es geht darum, wichtige Themen und Anliegen zu vermitteln, aber auch darum, die eigene Arbeit transparent zu machen, da die Menschen wissen wollen, wofür ihre Vertreter arbeiten._

Bürger erwarten laufende, aktuelle Informationen, das ist über digitale Kanäle einfach möglich.

Michael Hammer

Bürgermeister, Altenberg

Was sagen …

… die RLB Oberösterreich, Niederösterreich-Wien und Steiermark als strategische Partner?

Warum engagiert sich Raiffeisen auf Gemeinde-Ebene derartig stark?

Die Sicherung von Gemeinden als attraktive Wohn- und Wirtschaftsstandorte ist eine zentrale Herausforderung. Ziel ist es, Potentiale in Bereichen wie Energie, Infrastruktur, Nahversorgung, Gesundheit und Pflege zu erkennen und Lösungen für aktuelle kommunale Fragen zu bieten.

Ein Schulterschluss der drei großen Raiffeisen Landesbanken in
der kommunalen Servicierung mit einer gemeinsamen Gesellschaft ist ein starkes Signal. Was bringt der Zusammenschluss?

Mit dem Schulterschluss der Landesbanken in Oberösterreich, Niederösterreich-Wien und der Steiermark stärkt Raiffeisen die Unterstützung für Gemeinden. Neben dem Förderauftrag stellt Raiffeisen ein starkes Netzwerk und die nötige Gestaltungskraft für Projekte bereit.

DIE MACHER_Winter 2024-25-254
DIE MACHER_Winter 2024-25-254

Raiffeisen Oberösterreich ist bereits seit 2023 aktiver Unterstützer von Gemeinden im Bereich Digitalisierung. Gemeinsam mit dem Gemeindebund OÖ und weiteren Partnern wurde mit den KI-basierten Gemeinde-News-Plattformen ermöglicht, dass flächendeckend allen Gemeinden, für die digitale Kommunikation zwischen der Gemeinde und ihrer Bevölkerung vollautomatisch zur Verfügung steht. In einer gemeinsamen Gesellschaft werden Raiffeisen OÖ, Raiffeisen NÖ-Wien und Raiffeisen Steiermark Gemeinden bei Zukunftsthemen umfassend unterstützen.

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