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Bildung ist kein Orchideenfach

Bildung ist kein Orchideenfach
Bildung ist kein Orchideenfach

Das (Weiter-)Bildungssystem knirscht an allen Ecken und Enden. Wie es weitergeht.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

DAUERBRENNER. Die heimische Bildungsdebatte dreht sich seit Monaten in Endlosschleifen um Handys an den Schulen und die Bildungskarenz. Zwei Un-Themen. Das Handyverbot sollte unstrittig sein. Wer das Mobiltelefon während des Unterrichts nicht als Problem betrachtet, hätte anno dazumal für die Zulassung von Game Boys im Klassenzimmer plädieren müssen. Wobei Tetris auf der Spielkonsole weniger Aufmerksamkeit für sich verbucht hätte als die TikTok-Dauerschleife am Telefon. Der neue Bildungsminister Christoph Wiederkehr macht jetzt Nägel mit Köpfen. Gut so.

Die Bildungskarenz wiederum trendet aus weniger durchschaubaren Gründen. Faktisch stößt man sich an der verlängerten Babykarenz, die mithilfe dieser staatlich geförderten Bildungsphase in Anspruch genommen wurde. Sinnstiftender wäre, stattdessen den Mangel an Kinderbetreuungsplätzen zu diskutieren. Die Kritik an Formalkriterien wie Präsenzquoten aufzuhängen, ist absurd. Auch Fachhochschulen ermöglichen Studiengänge im Online-Format. Die ersten Statements der in diesem Fall zuständigen Sozialministerin Korinna Schumann – Abschaffung der Bildungskarenz: vorläufig, eine Reform: auf jeden Fall, wie: noch unklar –, wecken keine großen Hoffnungen.
Ein Lichtblick ist, dass die „Herdprämie” mit dem Ende des blauschwarzen Testlaufs wieder aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Die finanzielle Förderung für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, anstatt sie in einen Kindergarten zu schicken, hätte diesen Diskurs vollends ad absurdum geführt.
In Oberösterreich gibt es seit mehr als 15 Jahren ein ähnliches Modell, mit 1.000 Euro Prämie pro Kind und Jahr. Ergebnis: Bei ordentlichen Kinderbetreuungsplätzen ist Oberösterreich Schlusslicht. Nur 30 Prozent der Zweijährigen werden laut aktuellsten Daten in einer Einrichtung betreut, die einen Vollzeitjob der Eltern zulässt. Gut, dass der Internationale Frauentag für heuer überstanden ist so kann dieses Thema wieder in Frieden ruhen.

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