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Mit vereinten Superkräften

Mit vereinten Superkräften
Mit vereinten Superkräften
© Anna Rauchenberger

WIEN. In Krisenzeiten sehnen sich Menschen nach Klarheit, Orientierung und Sicherheit. Beim 30. qualityaustria Forum beleuchteten Experten deshalb die Stärken und Chancen heimischer Unternehmen. Sie stellten Regularien vor, die Orientierung geben, und lenkten den Fokus auf die Superkräfte der Wirtschaftsakteure. Mit konkreten Handlungsempfehlungen sorgten die Vortragenden – trotz Polykrisen – für einen positiven Ausblick in die Zukunft. „Wir leben in krisenhaften Zeiten. Aber es gibt keinen Grund für den gebetsmühlenartigen Abgesang auf die Industrie, auf Europa, auf den Westen, auf die Welt. Zwar ist die Hoffnung, dass wieder ruhige Zeiten kommen werden, trügerisch und wird sich nicht erfüllen. Aber: Etwas Besseres kann uns ja nicht passieren. Aus Krisen entsteht immer etwas Neues, Abbruch-Zeiten sind Aufbruch-Zeiten! Wir leben in wunderbaren, prototypischen Zeiten von Innovation und Unternehmergeist. Wir werden uns in 20 Jahren an den Kopf greifen und staunen, welche Sorgen wir uns 2025 gemacht haben“, prophezeite der Trendforscher Franz Kühmayer in seiner Keynote.

Heimische Unternehmer zweifeln an ihren aktuellen Strategien
In ihrem Eröffnungsvortrag beleuchteten die beiden Co-Geschäftsführer der Quality Austria Holding, Christoph Mondl und Werner Paar, den Status quo. Von neuen ESG- und CSRD-Regularien bis hin zu Risikomanagement, Cybersecurity und NIS-2 prasselt gerade viel auf die heimischen Unternehmen ein. So viel, dass 45% der österreichischen CEOs bezweifeln, dass ihr Unternehmen mit der aktuellen Strategie in zehn Jahren noch rentabel sein wird. Und damit sind sie nicht alleine. Der Global Risk Report zeigt, dass der Optimismus weltweit sinkt: 62% der Befragten erwarten stürmische und turbulente Zeiten aufgrund der geopolitischen und ökonomischen Spannungen. „Wir verstehen die Sorgen der heimischen Unternehmen und sehen gleichzeitig optimistisch in die Zukunft. Wir müssen handeln und auf Innovationen, Weiterentwicklungen und Prozessqualität setzen. Die Welt der Normen bietet gerade jetzt Stabilität und entwickelt sich analog mit unseren aktuellen Herausforderungen weiter“, sagten die Co-Geschäftsführer. Die beiden Experten empfehlen Unternehmen, auf Integrierte Managementsysteme zu setzen, um damit zukünftige Geschäftsmodelle und diverse Berichtspflichten einfach und unkompliziert erfüllen zu können.

Wegweiser für regulatorische Anforderungen
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist die Klimakrise. Neben regulatorischen Vorgaben bringt die Klimakrise aber auch Chancen mit sich. So hat die Harvard Business School herausgefunden, dass Unternehmen, die ihr Produktportfolio auf Klimaschutzlösungen umstellen, ein schnelleres Umsatzwachstum verzeichnen. Das bestätigt auch ein Drittel der heimischen CEOs, laut denen klimafreundliche Investitionen in den letzten fünf Jahren zu höheren Einnahmen geführt haben. Für eine kurzzeitige Entspannung sorgt zudem die Omnibus-Verordnung der Europäischen Kommission, die am 26. Februar 2025 in Kraft getreten ist und mit der die EU weitreichende Erleichterungen für Unternehmen angekündigt hat. Im Zentrum stehen weniger Berichtspflichten, eine klare Struktur und mehr Flexibilität in der Umsetzung. Bürokratische Entlastungen soll es vor allem bei der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), der EU-Lieferketten-Richtlinie (CSDDD) und der EU-Taxonomie-Verordnung geben. Anneli Fischer, Head of Corporate Sales, Quality Austria Consulting, empfahl den Teilnehmenden trotzdem, sich schon jetzt auf die Berichtspflichten vorzubereiten: „Das Herzstück der CSRD, die doppelte Wesentlichkeitsanalyse, bleibt jedenfalls bestehen und bietet die perfekte Ausgangsbasis für eine nachhaltige und strategische Ausrichtung des Unternehmens. Wer bereits jetzt auf Integrierte Managementsysteme setzt, kann auch in schwierigen Zeiten auf ein stabiles Fundament bauen.“ Die Expertin zog außerdem Parallelen zu bestehenden ISO-Zertifizierungen und berichtete, dass etwa die ESRS (European Sustainability Reporting Standards) bereits zu 93,6 % durch eine ISO 14001-Zertifzierung abgedeckt sind.

Die Europäische Union reguliert aber nicht nur den ESG-Bereich. Auf viele Unternehmen kommt die NIS-2-Richtlinie (Netzwerk- und Informationssicherheit) heuer als große Herausforderung zu. Für die Umsetzung der Richtlinie braucht es Personal, Zeit, Ressourcen und vor allem Know-how. „Die stark wachsende Digitalisierung erfordert mehr Sicherheit für die IT. Auch wenn die österreichische Gesetzgebung in Hinblick auf die NIS-2-Richtlinie noch aussteht – der Fokus des neuen Regierungsprogramms liegt klar auf Resilienz und NIS-2. Unternehmen sind daher gut beraten, mit der Umsetzung zu starten und dafür bewährte Rahmenwerke wie ISO 27001 heranzuziehen, um eine strukturierte Grundlage für die Erfüllung der Cybersicherheitsmaßnahmen zu schaffen“, empfahl Harald Erkinger, CEO, CIS - Certification & Information Security Services GmbH.

Risikomanagement als Brücke zwischen Stabilität und Transformation

Neben der Implementierung Integrierter Managementsysteme sollten Unternehmen auf ein umfassendes und strategisch integriertes Risikomanagement setzen. Über zwei Drittel der massivsten Wertverluste in Unternehmen resultieren laut einer Studie von Deloitte aus strategischen Risiken. Über 60% der CEOs sehen strategische Risiken als größte Bedrohung und stufen sie wesentlich schwerwiegender ein als operative Risiken. Und trotzdem binden 70% der Unternehmen das Risikomanagement kaum in strategische Entscheidungen ein. „Viele Unternehmen implementieren das Risikomanagement nur für Compliance-Zwecke und nicht zur Risikoreduzierung. Dabei verschafft ein modernes und umfassendes Risikomanagement einen entscheidenden Vorsprung und verwandelt Risiken in Chancen“, sagte Walter Petschnig, qualityaustria Netzwerkpartner. Der Experte erläuterte, dass Innovationen wie KI nur dann einen Mehrwert bieten, wenn sie systematisch in ein umfassendes Risikomanagement-Framework integriert werden. Dabei betonte er, dass KI die Menschen nicht ersetzen wird, da auch in Zukunft Risikomanager und Führungskräfte die Verantwortung tragen. „Neben Strategien und Richtlinien braucht es in Unternehmen eine gelebte Risikokultur. Ganz gleich ob in Phasen der Stabilität oder der Transformation – Chancen können Unternehmen nur nutzen, wenn sie auf ein stabiles Fundament und eine gesunde Fehlerkultur setzen“, so der Experte.

Fazit: Mit vereinten Superkräften meisten wir die Zukunft
Als Fazit des 30. qualityaustria Forums kristallisierte sich heraus, dass Vorbereitung und Anpassungsfähigkeit die ultimativen Wettbewerbsvorteile unserer Zeit sind. Unternehmen, die Transformation annehmen, können Herausforderungen in Chancen verwandeln, kontinuierlich lernen, sich dadurch neu ausrichten und mit Vertrauen wachsen. Dazu gehört auch eine gelebte Fehlerkultur, die kraftvoll den Fortschritt beflügelt. „Zu scheitern, war das Beste, was mir als Unternehmer jemals passiert ist,“ betonte Dejan Stojanovic, The Failure Institute und Gründer der Fuckup Nights. Der Experte verwies darauf, dass Unternehmen aufgrund einer schlechten Fehlerkultur viel Geld verlieren. So beschäftigen sich nur sechs Prozent der umsatz- und mitarbeiterstärksten Organisationen mit diesem Thema, obwohl mit einer positiven Fehlerkultur jährlich durchschnittlich 1 Mio. € eingespart werden könnten. Die Ursache ortete Stojanovic in der in Europa herrschenden Kultur der Fehlerprävention, die das Prinzip „Trial and Error“ oftmals verhindere, Fehler würden aber dennoch passieren. „Wie viele Projekte gibt es, die auf Anhieb funktionieren? In einer riskanten Welt kann man nicht risikoscheu sein“, so die Conclusio des Vortragenden.

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