
WIEN. „Wir können die Leistungen des Waldes für Klimaschutz und unsere Wirtschaft gar nicht hoch genug würdigen,“ erklärt Herbert Jöbstl, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs anlässlich des Internationalen Tags des Waldes am 21. März 2025 und fordert die wirtschaftlichen Potenziale der Forst- und Holzwirtschaft besser zu nutzen. „Österreichs Staatsfläche ist fast zur Hälfte bewaldet. In den vergangenen Jahrzehnten sind Waldfläche und Holzvorrat stetig gewachsen – dank verantwortungsbewusster Waldeigentümer und dem strengen Forstgesetz. Angesichts des Klimawandels droht der Wald in Österreich nun Opfer seines eigenen Erfolgs zu werden“, warnt Jöbstl und sagt weiter: „Nach jahrzehntelanger Zunahme der Holzvorräte sind unsere Wälder alt geworden und damit besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels, wie Stürme und Trockenheit. Es ist daher notwendig, die Wälder aktiv zu bewirtschaften und zu verjüngen. So schaffen wir es, dass unsere Wälder weiterhin wachsen können und klimafit werden.“
Wirtschaftsfaktor Holz
„Holz ist der Rohstoff vor unserer Haustür, der klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften ermöglicht. Wir sollten ihn nutzen und gerade in Krisenzeiten die stabile Wertschöpfungskette Holz stärken“, betont Jöbstl. Im Regierungsprogramm der neuen österreichischen Bundesregierung gibt es aus Sicht der Holzindustrie dafür gute Ansätze. Die bereits langanhaltende Konjunkturkrise geht im dritten Krisenjahr bei vielen Betrieben an die Substanz. „Neben der zuverlässigen Rohstoffversorgung benötigen unsere Unternehmen auch Rahmenbedingungen, um international wettbewerbsfähig zu sein. Besonders bei den Energiepreisen und den Lohnstückkosten gibt es momentan eine massive Schieflage“, bilanziert Jöbstl und fordert: „Die neue Bundesregierung sollte insbesondere der Baukonjunktur einen Impuls geben. Eine Holzbau-Offensive, die mit eigenen Rohstoffen Wohnraum schafft, stärkt regionale Wertschöpfungsketten und die Konjunktur, sichert Arbeitsplätze und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“ Eine Ausweitung des Holzbaus helfe sowohl dem Klima als auch der Wirtschaft. „Wenn ältere Bäume rechtzeitig geerntet und verarbeitet werden, bleibt der gespeicherte Kohlenstoff in Holzprodukten gebunden. Während der Kohlenstoff des geernteten Baumes etwa in einem Holzgebäude über weitere Jahrzehnte gespeichert bleibt, wächst im Wald ein junger Baum nach, der erneut CO₂ aufnimmt. So schaffen wir einen zweiten Wald, der das Klima schützt und Arbeitsplätze sichert“, betont Jöbstl.
Ökonomische Einordnung in Europa
Die wirtschaftliche Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft wird oft erheblich unterschätzt. Das Wertschöpfungsnetzwerk Holz umfasst nicht nur den Rohstoff, sondern auch weiterverarbeitete Produkte und relevante Dienstleistungen. Es ist komplex und weit verzweigt. In 30 europäischen Staaten (EU-27, Norwegen, Schweiz, Vereinigtes Königreich) beträgt die totale Bruttowertschöpfung, die alle direkten, indirekten und induzierten Effekte der europäischen Forst- und Holzwirtschaft umfasst, rund 1.100 Mrd. (1,1 Bio.) €. Dies entspricht ungefähr der Wirtschaftsleistung Spaniens oder einem Anteil von 7,1% an der gesamten Wirtschaftsleistung dieser 30 Länder. Die Branche sichert europaweit etwa 17,5 Mio. Arbeitsplätze – das entspricht in etwa der Einwohnerzahl der Niederlande. Zudem schafft oder sichert jeder Arbeitsplatz in der Forst- und Holzwirtschaft weitere 1,2 Arbeitsplätze in anderen Sektoren. Durchschnittlich sind in diesen 30 europäischen Staaten sechs Prozent der Beschäftigten unmittelbar oder mittelbar in der Forst- und Holzwirtschaft tätig.