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„Was sein könnte, wenn man könnte”

„Was sein könnte, wenn man könnte”
„Was sein könnte, wenn man könnte”
© Patrick Sonnweber

WIEN. „Der politische Wahlkampf ist eine Zeit der extremen Aufgeregtheit”, erklärte Mariusz Jan Demner, Chairman der Demner.Group, kürzlich bei der Präsentation einer aktuellen Studie. „Es ist eine Zeit, in der der Wahlkampf mitunter zum Wahlkrampf wird.”

Das Thema der Studie: vergeudete Potenziale in der politischen Kommunikation. Fly’, die Creative Consultancy der Demner.Group, hatte besagte Studie beim market Institut in Auftrag gegeben. Das Resümee: Abgesehen von der FPÖ, schöpfen keine Parteien in Österreich ihr Potenzial zur Wählermobilisierung voll aus. Oder wie Mariusz Jan Demner es formulierte: „Die Studie zeigt, was sein könnte, wenn man könnte.” So hätten 22% in der Kalenderwoche 15/2025 die ÖVP gewählt, 34% halten die Partei aber grundsätzlich für wählbar, was einem Steigerungspotenzial von 55% entspricht. Noch höher ist dieses Potenzial bei der SPÖ mit 71%, den Grünen mit 189%, den Neos mit 256% und der KPÖ mit 600% (siehe Grafik).

„Es fehlen die Narrative”

„Lediglich die FPÖ nutzt beinahe ihr ganzes Potenzial: 33% hätten sie zum Befragungszeitpunkt gewählt, 35% hielten sie für grundsätzlich wählbar”, meinte Katharina Schmid, Strategiechefin bei DMB. und Geschäftsführerin von Fly’. „Der Grund, warum es die anderen Parteien nicht schaffen, mehr Wähler zu mobilisieren: Es fehlen die Narrative, die großen Geschichten.” Geschichten seien identitätsstiftend, sie seien der Kitt für soziale Netzwerke; auf Basis von Geschichten seien Religionen und Kulturen aufgebaut. „Das wird derzeit von der Politik noch sehr unterschätzt”, so Schmid. Die Wünsche vonseiten der Wähler bezüglich der Zukunft des Landes sind laut der Studie zudem klar formuliert: 23% wünschen sich eine starke Wirtschaft, 22% ein geschütztes Heimatland, und 20% soziale Gerechtigkeit. Stoff genug also für große Geschichten.

FPÖ: „Ende der Fahnenstange”

„Das klassische politische Narrativ sollte jetzt lauten: Zurück zum Wachstum”, betonte auch Werner Beutelmeyer, Geschäftsführer market Institut. Denn es seien derzeit vor allem wirtschaftliche Themen, die die Menschen bewegen. „Wenn die Erzählung stimmt, kann man auch den Meinungsmarkt professionell addressieren”, so Demner abschließend. „Hier haben alle Parteien noch Raum nach oben – außer der FPÖ: da ist das Ende der Fahnenstange erreicht.” (esc)

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