
••• Von Dinko Fejzuli
Das Magazin Biber war immer mehr als nur ein Magazin – es war eine Stimme für junge Menschen mit Migrationsgeschichte, ein journalistisches Zuhause für Perspektiven, die sonst zu kurz kommen. Nach einer grundlegenden Neuausrichtung unter der Führung von Kobza Media will der „neue Biber” nun noch stärker Brücken bauen – zwischen Communitys, Generationen und Kulturen. Im Gespräch erklären Rudi Kobza und Damita Pressl, was die Plattform heute ausmacht, warum Print wieder im Fokus steht und wie Biber künftig gesellschaftliche Wirkung entfalten will.
medianet: Herr Kobza, die wichtigste Frage vorab: Warum war Biber für die Kobza Media überhaupt ein interessantes Projekt?
Rudi Kobza: Kobza Media war Mitgründer des Biber und seit über 16 Jahren als 25-Prozent-Partner dabei. Mit der Entscheidung der Altgesellschafter vor einem Jahr, andere Wege zu gehen, haben wir uns darauf geeinigt, dass ich das Projekt komplett übernehme. Gerade in Zeiten mangelnden Vertrauens glaube ich, dass es eine Plattform wie den Biber mehr denn je braucht.
medianet: Was macht den ‚neuen Biber' aus – worin unterscheidet er sich inhaltlich und strategisch vom bisherigen Magazin?
Kobza: Die Generallinie der neuen Ausrichtung lässt sich am besten mit ‚Die Vielfalt feiern!' beschreiben. In allen Bereichen unseres Lebens, wo es darum geht, Brücken zwischen Menschen zu bauen und im Zusammenleben mehr Chancen zu sehen. Von Wirtschaft und Arbeit, Bildung über Services, Kultur, Gastronomie, Sport und mehr. Der neue Biber wird damit positiv, energiegeladen, ermutigend und authentisch sein. Und von Print ausgehend bewusst zur Plattform aufgebaut.
medianet: Welche Zielgruppen sprechen Sie ganz konkret an – und wie definieren Sie diese Community, die Biber erreichen möchte?
Kobza: Biber richtet sich primär an junge Wienerinnen und Wiener mit Migrationshintergrund der zweiten und dritten Generation, insbesondere aus türkischen und ex-jugoslawischen Communitys. Erweitert sind es aber alle, die die kulturelle Vielfalt schätzen und etwas bewegen wollen. Menschen die interessiert, offen und tüchtig sind.
medianet: Sie setzen stark auf digitale Kanäle; weshalb dann trotzdem die recht hohe Auflage von 100.000 pro Ausgabe?
Kobza: Korrekt, digital begleitet uns Biber die ganze Woche und mit The Guardians und vielen Influencern haben wir hier auch einen perfekten Partner. Mit der Auflagensteigerung von 80.000 auf 100.000 Stück wollen wir mit dem Magazin als ‚Leuchtturm' zweimal im Jahr ein klares Zeichen setzen. Für Journalismus, für die Kraft von Print, für die Präsenz im Stadtbild.
medianet: Was ist der konkrete Mehrwert für Unternehmen – warum lohnt sich eine Partnerschaft mit diesem Magazin?
Kobza: Eine Partnerschaft mit dem Biber ist eine Botschaft für die Menschen an sich. Gerade von Unternehmen, die unzählige Nationalitäten beschäftigen oder händeringend neue, hungrige Arbeitskräfte suchen. Wo soll der Nachwuchs denn herkommen, wenn nicht aus den Communitys, die Biber besser erreicht als andere Medien?
medianet: Bietet Biber jungen Menschen mit Migrationshintergrund eine Einstiegsmöglichkeit in den Journalismus?
Damita Pressl: Fast alle unserer Autorinnen sind jünger als 30, fast alle haben in irgendeiner Form Migrationshintergrund. Wir machen uns zweimal im Jahr auf die Suche nach Geschichten – wer mitschreiben möchte, darf uns welche vorschlagen. So eine niederschwellige Möglichkeit, in den Beruf einzusteigen und sich ein Portfolio aufzubauen, hätte ich mir in meinen Anfängen sehr gewünscht.
medianet: Inwiefern möchte Biber eine Lücke füllen, wo sonst kaum journalistische Angebote bestehen?
Pressl: Inzwischen gibt es zum Glück im Digitalbereich immer mehr. Aber Biber hat jedenfalls immer eine Lücke gefüllt. Die schließen wir jetzt wieder.
medianet: Wie wichtig ist es generell, dass es Medien wie Biber gibt, die Migration, Diversität und Community-Themen nicht als Randnotiz, sondern als Selbstverständlichkeit behandeln?
Pressl: Wien und Österreich sind vielfältig. Wenn Medien diese Vielfalt nicht abbilden und aufgreifen, dann berichten sie an der Realität vorbei. Und verfehlen somit aus meiner Sicht ihren Zweck.
medianet: Neben klassischen Anzeigen: Welche alternativen Erlösquellen planen Sie mittelfristig – etwa durch Events, Bildungskooperationen, Paid Content oder Community-Formate?
Kobza: Mit 200.000 Lesern bleibt Print ein erfolgsbringender Faktor, dazu sind Kooperationen und neue Formate auf Social Media und Events sicher das A und O.
medianet: Derzeit finden sich, neben anderen Werbepartnern, vor allem die Stadt Wien und Wien-nahe Unternehmen als Inserenten im Biber. Für wen wäre Biber der prädestinierte Werbepartner?
Kobza: Wir haben in der ersten Ausgabe Partner aus unterschiedlichen Branchen von Services bis Finanzen, Bau, Infrastruktur, F&B, etc. Wenn ich mir die Bedeutung und die Kraft unserer Communitys ansehe, sehe ich noch großes Potential im Bereich Employer Branding und dem Zugehen auf neue Arbeitskräfte, ebenso wie gesellschaftliche Anliegen, die kommuniziert gehören.
medianet: Sie loben auch den Biber Impact Award aus? Wer soll hier vor allem vor den Vorhang geholt werden?
Kobza: Vielfalt ist ein Erfolgsfaktor – für Unternehmen und junge Talente. Mit dem ‚Biber Impact Award' wollen wir im Herbst gemeinsam mit Partnern Menschen in den drei Kategorien ‚Unternehmen & Institutionen', ‚Karriere' und ‚Talent' auszeichnen. Vorbilder, die Vielfalt nicht nur leben, sondern aktiv gestalten. Der ‚Biber Impact Award' soll damit Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und Institutionen zusammenbringen.
medianet: Was wünschen Sie sich langfristig für den ‚neuen Biber' – als Medium, als Plattform und als gesellschaftlicher Akteur?
Pressl: Dass er die hoffentlich zahlreichen Menschen, die ihn lesen, zum Schmunzeln bringt, bewegt und zum Nachdenken anregt. www.dasbiber.at