Monopol

"Inspiriert zu sein, ist das beste Gefühl, das man haben kann"

"Inspiriert zu sein, ist das beste Gefühl, das man haben kann"
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Weitere Frühjahrsauktionen in New York, Mondrians Biografie hatte durchaus Brüche, und KI wird den Menschen nicht vom Kunstschaffen abhalten: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Kunstmarkt

Bei der dreiteiligen Abendauktion von Sotheby's am Donnerstag in New York erzielte das Auktionshaus einen Gesamtumsatz von 186,1 Millionen Dollar. Wie Angelica Villa und Harrison Jacobs in "ARTnews" berichten, lag das Ergebnis im oberen Bereich der Schätzung – blieb aber dennoch 18 Prozent unter dem Vorjahreswert. Wie die Autoren schreiben, spiegele dies den aktuellen Markttrend wider: Blue-Chip-Kunst sei nach wie vor gefragt, während jüngere Positionen auf vorsichtigere Nachfrage träfen. Besonders erfolgreich verlief die Versteigerung von Werken aus der Sammlung der verstorbenen Galeristin Barbara Gladstone. Alle zwölf Lose fanden Käufer, viele übertrafen ihre Schätzungen deutlich. Zwei Arbeiten von Richard Prince machten allein rund 40 Prozent des Erlöses aus. Auch die anschließende Auktion aus der Sammlung der Händlerin Daniella Luxembourg sei laut "ARTnews" lebhaft verlaufen. Die Werke von Arte-Povera-Größen wie Lucio Fontana und Michelangelo Pistoletto hätten starkes Bieterinteresse geweckt. Ein Werk von Jean-Michel Basquiat erzielte mit 16,4 Millionen Dollar den Höchstpreis des Abends. Werke Jüngerer wie Yu Nishimura, Ernst Yohji Jäger und Rashid Johnson erzielten teilweise Rekordpreise, insgesamt blieb das Feld aber volatil.

Museen

In der "taz" kritisiert Andreas Fanizadeh die Einigung zwischen dem Bund und den Hohenzollern. Obwohl sich die Adelsfamilie nach seiner Einschätzung "schlecht benommen" habe, werde sie nun mit Einfluss und Millionenwerten belohnt. Der Autor stellt die symbolträchtige Presseinszenierung von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und Prinz Georg Friedrich vor Schloss Sanssouci als zynisches Schauspiel dar, das den langjährigen Streit mit einem Fotolächeln beendet. Fanizadeh erinnert daran, dass die Hohenzollern lange versucht hätten, ihre NS-Verstrickung zu relativieren – juristisch, politisch und medial. Erst als ihre Niederlage absehbar war, hätten sie eingelenkt. Die neue Stiftung zur Verwaltung von Kunstbesitz sieht er als eleganten Deal, der der Familie zwar formal Schranken setze, ihr aber dennoch Einfluss sichere. Die Übergabe von fünf mit Brillanten besetzten Tabakdosen kommentiert er mit sarkastischem Unterton als "ein Halleluja" für den Rechtsfrieden – teuer erkauft.

KI

Auf "54 Books" reflektiert ein gewisser Schwartz (der Comiczeichner Simon Schwartz?) über seine ersten zeichnerischen Gehversuche – blutige Kindercomics im Stil von Moebius und Frank Miller – und erkennt darin eine frühe Form künstlerischer Autorschaft. Zugleich relativiert er diesen Begriff: Jedes Werk sei geprägt von Einflüssen, ein Umstand, der auch in Debatten über KI-Kunst nicht vergessen werden dürfe. Die Empörung über KI-generierte Ghibli-Bilder als "seelenlos" und rechtswidrig deutet er als Ausdruck gekränkter menschlicher Hybris im Angesicht "tumber Maschinen". Schwartz stellt die Frage, worin sich maschinelle Imitation eigentlich von kindlichem Nachahmen unterscheide, und ruft theoretische Perspektiven wie Barthes' "Tod des Autors" und Foucaults "diskursive Funktion" auf. Kunsthistorisch verweist er auf Dadaismus und Popkultur (Hip-Hop, K-Pop) als Formen kreativer Rekombination. Das Netzzeitalter habe mit Memes und Fanfiction ohnehin neue, oft urheberrechtlich prekäre Teilhabeformen hervorgebracht. Algorithmen ersetzten nun die alten Gatekeeper. Die Forderung nach Schutz "echter" Künstler wirke angesichts prekärer Realitäten beinahe zynisch. KI sei letztlich nichts anderes als eine Destillationsmaschine kollektiver Muster – ähnlich dem menschlichen Lernen. Die technische Entwicklung werde individuelle Kunsterlebnisse ermöglichen – und neue Fragen provozieren. Doch der Antrieb bleibe menschlich: Inspiration, wie sie den jungen Schwartz einst zum Zeichnen brachte: "Jede:r echte Künstler:in weiß, was für ein wunderbares, einzigartiges Gefühl es ist, einen Gedanken zu haben, der sich neu anfühlt, aufregend, und der, begleitet von einem unvergleichbaren Endorphinrausch, weitere, darauf aufbauende Gedanken lostritt, die schließlich die Idee formen, wie genau etwas aussehen, klingen oder lauten muss. Inspiriert zu sein, das wird vermutlich jede:r Künstler:in bestätigen, ist das beste Gefühl, das man haben kann."

Kunstgeschichte

In ihrer Besprechung zu Hans Janssens Biografie "Piet Mondrian: A Life" hebt Laura Cumming in der "London Review of Books" hervor, dass Mondrian selbst gern behauptete, sein Leben sei eine gerade Linie gewesen: "Ich fing als Naturalist an … und wurde allmählich abstrakter", sagte er 1922. Für ihn war diese Entwicklung unumkehrbar: "Logischerweise kann die neue Kunst niemals zur Form – oder zur natürlichen Farbe – zurückkehren." Auch Biograf Michel Seuphor sah ihn als kompromisslosen Modernisten, der stets auf "ideale Vollkommenheit“ zusteuerte. Hans Janssen hingegen stellt in seiner Biografie ein weniger lineares Bild Mondrians vor. Er betont die Kontinuitäten in Methode, Haltung und Motivik zwischen frühen und späten Werken und weicht bewusst von einer chronologischen Darstellung ab. Cumming resümiert, Mondrians Weg zur Abstraktion sei geprägt von Experimenten, Rückschritten und Wiederholungen. Janssen zeige damit einen Künstler, dessen Entwicklung weniger durch Brüche als durch innere Beständigkeit bestimmt war.

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