Audi macht sein Formel-1-Team fit für 2026. Darum kann Mick Schumacher dabei helfen.
Das Erfolgserlebnis kam zum richtigen Zeitpunkt. Mick Schumacher (25) fuhr vor zwei Wochen mit seinem Alpine A424 Hypercar beim Sportwagenrennen in Fuji als Dritter nicht nur aufs Podium – der Sohn der deutschen Motorsportikone Michael Schumacher holte den dritten Platz quasi im Alleingang.
Obwohl nur einer von drei Piloten, fuhr er mehr als die Hälfte des Sechsstundenrennens selbst mit dem Hybridboliden, der von der komplizierten Technik und Geschwindigkeit stark an Formel-1-Autos erinnert. Im Team adelte man ihn nach dem Lauf: Er habe als Fahrer den Unterschied gemacht.
Das war Balsam auf die in letzter Zeit geschundene Seele des deutschen Rennfahrers. Der Grund: Zweimal stand er in den vergangenen Wochen kurz vor einem Comeback in die automobile Königsklasse. Zweimal entschieden sich Alpine und Williams gegen ihn, zweimal spielten sportliche Gründe dabei keine Rolle.
Bei Alpine gab man Junior Jack Doohan den Vorzug, obwohl Schumacher am gemeinsamen Testtag in einer Rennsimulation deutlich schneller war als der Australier. Doch anders als Doohan wird Schumacher nicht von einer Firma gemanagt, die dem Italiener Flavio Briatore gehört. Und der Ex-Teamchef von Micks Vater Michael bei Benetton hat seit acht Wochen das Sagen beim Formel-1-Projekt der Franzosen.
Bei Williams war Teamchef James Vowles durchaus geneigt, Schumacher das Cockpit des gefeuerten Amerikaners Logan Sargeant anzuvertrauen. Bis die mächtigen Williams-Investoren klarmachten, er solle den argentinischen Nachwuchspiloten Franco Colapinto aus dem hauseigenen Nachwuchskader –ausgestattet mit einer Millionenmitgift – befördern.
Schumacher kämpft um Formel-1-Comeback
Doch noch ist für Schumacher nicht alles verloren, um sein großes Ziel zu verwirklichen. „Ich gebe alles dafür, zurück in die Formel 1 zu kommen“, macht er klar. Seine Chance ist Audi. Die Ingolstädter suchen für ihr ambitioniertes Formel-1-Projekt, das offiziell erst 2026 startet, aber durch den Kauf des Schweizer Rennstalls Sauber bereits jetzt vorbereitet wird, noch einen zweiten Fahrer neben Nico Hülkenberg (36).
Entscheiden soll das Mattia Binotto. Der Ex-Ferrari-Teamchef ist seit Anfang September im Amt. „Mick ist auf der Liste“, macht der Italiener Hoffnung. Ob er aber seine private Freundschaft zu Ex-Haas-Teamchef Günther Steiner völlig ausblenden kann, bleibt offen. Denn Steiner war es, der Mick Schumacher in dessen zwei Debütjahren bei Haas 2021 und 2022 regelrecht weggemobbt hat.
Gerechtfertigt sei die Schelte damals nicht gewesen, meint Red-Bull-Juniorpapst Helmut Marko: „Sportlich hat Mick schon abgeliefert. Er gewann die Formel 3 und die Formel 2. Bei Haas wurde er von Netflix-Superstar Günther Steiner nicht fair behandelt. Aber man hört hinter den Kulissen nur Gutes von ihm. Er hätte ein Comeback in der Formel 1 absolut verdient.“
Was Marko meint: 2280 Testkilometer absolvierte Schumacher in diesem Jahr für Mercedes, Alpine und McLaren. McLaren-Teamchef Andrea Stella, so wurde überliefert, würde den Deutschen sofort nehmen, hätte er nicht schon zwei Weltklassepiloten unter Vertrag.
Experten wie Ex-Williams-Teamchef Jost Capito empfehlen Audi deshalb: „Mick würde mit Nico Hülkenberg gut harmonieren. Wäre ich an Audis Stelle, ich würde ernsthaft über ihn nachdenken.“
Bottas und die nackten Tatsachen
Einer der größten Konkurrenten ums Audi-Cockpit ist Stammfahrer Valtteri Bottas. Der Finne, mit 35 schon im Herbst seiner Karriere, genießt sein Leben. Leider nur außerhalb der Rennstrecke. Er dreht Videos, die er lustig findet hat sich für einen Kalender völlig hüllenlos gezeigt.
Nackte Tatsachen sind aber auch: Fahrerisch hat es der kokette Finne nicht mehr drauf. Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer: „Bevor sie den Vertrag mit Bottas verlängern, der in diesem Jahr schon unmotiviert wirkt, sollten sie einem jungen, hungrigen und dennoch erfahrenen Piloten wie Schumacher die Chance geben, zusammen mit dem Team zu wachsen. In den zwei Jahren bei Haas konnte er das große Potenzial nicht abrufen, das in ihm steckt. Der Kerl ist sehr schnell und kann auch super überholen.“
Doch nicht nur aus sportlicher Sicht könnte Mick Schumacher ein Gewinn sein. Sportökonom Christoph Breuer analysiert bei Sky: „Mick als deutscher Fahrer bei Audi wäre eine runde Story, die für deutlich mehr Spannung und Identifikation bei den deutschen Motorsportfans sorgen würde und das Interesse an der Formel 1 befeuern würde. Neben dem sportlichen Aspekt darf man auch nicht den Marketingaspekt vergessen. Micks Reichweite in den sozialen Medien ist doppelt so hoch wie bei Nico Hülkenberg.“
Eine Umfrage der Marketingagentur ONE8Y bestätigt Breuers These. Demnach wünschen sich 78 Prozent der deutschen Fans Mick Schumacher im Audi. Dann wäre der zweite Audi eine Art „Volkswagen“, der die Herren der vier Ringe imagemäßig in jedem Fall auf die Überholspur bringen würde.
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